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Selbstbestimmtes Glück

Es ist schon ein Glücksfall, dass sich der 28-jährige gehörlose Denny During und seine schwerhörige Freundin Bärbel Graf vor sieben Jahren in einer Außenwohngruppe des LVR-HPH-Netzes West in Zülpich kennen lernten. „Den richtigen Partner zu finden und ein selbst bestimmtes Leben zu führen, das ist für Menschen mit einer Doppelbehinderung auch doppelt schwierig,“ weiß Heilpädagoge und Teamleiter Ulrich Henk aus langer Berufserfahrung. Schon die Gehörlosigkeit trennt von der Umwelt, die geistige Behinderung erschwert auch den Austausch mit anderen Gehörlosen.

Zwei Menschen essen Eis
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Denny und Bärbel

Zusammen mit drei anderen Bewohnern meisterte das Paar Denny During und Bärbel Graf zunächst seinen Alltag in einer stationären Einrichtung in Zülpich. Zwischen Gruppenleben und Berufstätigkeit in den Nordeifelwerkstätten haben sich beide langsam auf ein Leben im Betreuten Wohnen vorbereitet.

„Für unsere gehörlosen Klientinnen und Klienten ist es nicht einfach, eine Wohnung zu finden, da sie mit anderen geförderten Wohnraum suchenden Menschen konkurrieren und Vermieter Verständnis für ihre Doppelbehinderung aufbringen müssen,“ beschreibt Ulrich Henk eine Hürde auf dem Weg ins selbst bestimmte Leben. Insgesamt gibt es in der Region Euskirchen aber sehr gute Erfahrungen.

Vor drei Jahren war es auch für Bärbel Graf und Denny During soweit: Sie zogen in eine Wohnung in der Nähe des Euskirchener Rathauses. Im zweiten Stock haben sie es sich gemütlich gemacht.

Während Denny During mit Vorliebe das „A-Team“ auf DVD anschaut und Straßenbahnen durch selbstgebaute virtuelle Welten steuert, geht Bärbel zum Aikibudo-Training oder jeden Samstagvormittag zum Shoppen in die Stadt. Die Alltagspflichten haben beide unter sich aufgeteilt.

In der Anfangsphase unterstützten die Mitarbeiter vom LVR-HPH-Netz West die beiden durch ein intensives Alltagstraining: Gerade für gehörlose Menschen spielen Hilfsgeräte eine große Rolle. Zum Beispiel die Kombination von Faxgerät und Blitzklingelanlage, wodurch das Klingeln des Telefons und das Ankommen eines Faxes optisch sichtbar gemacht werden. In Gebärdensprache wurde auch der Gebrauch der Kaffee- und Waschmaschine und der Umgang mit Geld erklärt. Heute kommen vier- bis fünfmal pro Woche stundenweise Ulrich Henk oder seine Kollegen vorbei.

In der näheren Umgebung wohnen noch mehrere gehörlose, geistig behinderte Menschen - auch das gehört zum Konzept des Betreuten Wohnens in Euskirchen. Der Kontakt untereinander ist gut, jeder gestaltet seine Freundschaften nach seinen eigenen Vorstellungen. Regelmäßig nimmt das Paar am „Gebärdenstammtisch“ und offenen Treffen teil.

Im Beirat des Betreuten Wohnens geben Bärbel Graf und Denny During ihre Erfahrungen weiter. Sie besprechen und beraten mit den anderen Mitgliedern, wer wann aus welcher Wohngruppe ausziehen kann - ins wirkliche Leben.

Unsere Leistungen:

  • LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen

    Rheinlandweit leben Mitte 2010 knapp 1.800 geistig oder mehrfach behinderte Menschen in den stationären Angeboten der HPH-Netze Niederrhein, Ost und West. In kleinen, gemeindenahe Wohneinheiten finden vor allem Menschen mit hohem Hilfebedarf ein auf sie individuell zugeschnittenes Angebot qualifizierter Unterstützung und Betreuung. 450 Menschen mit Behinderung werden – wie das Euskirchener Paar aus unserem Beispiel – von den Fachkräften der HPH-Netze beim selbstständigen Wohnen in der eigenen Wohnung ambulant unterstützt. Mehr Informationen