Erfahrungsberichte
Stefan Gruber
Im Jahre 2014 neigte sich meine zwölfjährige Dienstzeit als Offizier bei der Luftwaffe dem Ende entgegen. Ich stellte mir die Frage, was ich beruflich ich ab September 2015 im Anschluss an meine Dienstzeit machen soll.
In meinem Erststudium bei der Bundeswehr hatte ich die Möglichkeit, ein Praktikum in der Verwaltung zu absolvieren. Dabei konnte ich in die Jugend-, Umwelt-, Ordnungs- und Sozialverwaltung hineinschnuppern und für mich entdecken, dass Rechtsthemen ganz interessant sein können. Schließlich hatte ich mich entschieden und bewarb mich für das 1. Einstiegsamt der 2. Laufbahngruppe (ehem. gehobener nichttechnischer Verwaltungsdienst).
Die Plätze bei der Verwaltung waren sehr begehrt, wie ich feststellen musste. Da ich mich über den Eingliederungsschein des Soldatenversorgungsgesetzes (Vorbehaltsstellen) beworben hatte, war die Konkurrenz noch größer. Nach intensiver Bewerbungsphase bei mehreren Bundesländern und Behörden hatte ich dann die Qual der Wahl: Wo sollte es hingehen? Da ich zuvor keine Berührungspunkte mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) hatte, fragte ich meine Freunde, ob sie wüssten, wie der LVR als Arbeitgeber ist. Die Resonanz war durchweg positiv und hatte mich darin bestärkt, den LVR als zukünftigen Arbeitgeber zu wählen.
Nach den Kennenlerntagen im LVR ging es am vierten Tag auch schon zur FHöV NRW in Köln. Auch wenn die ersten Monate noch recht ruhig waren, so zog das Tempo und die Stofffülle schnell an.
Kurz vor den ersten Prüfungen hat sich der gute Ruf des LVR wieder bestätigt: Es gab interne Unterrichte. Erfahrene Kolleginnen und Kollegen des LVR vermittelten in Crashkursen nochmals die wesentlichen Zusammenhänge und Strickfallen der einzelnen Rechtsgebiete. Obwohl ich in meinem Erststudium bei der Bundeswehr Rechtswissenschaften als Modul hatte, so war die Fülle und Tiefe jetzt als Schwerpunkt doch eine ganz andere Hausnummer. Vor allem die Ungewissheit, wie die ersten Prüfungen aussehen würden, wie die Bewertung und die Benotung sein wird, machten mich nervös. Glücklicherweise lief alles gut und ich konnte nach den ersten, erfolgreich bestandenen Prüfungen in den ersten Praxisabschnitt beim Dezernat 7 (Soziales) wechseln.
Extrem schwierig war der dritte Studienabschnitt (S3). Hier galt es in extrem kurzer Zeit (3 ½ Monate) eine Unmenge an Stoff zu verstehen. Einige aus den höheren Jahrgängen hatten mich vorgewarnt, dass dieser Abschnitt der stressigste sein würde. Sie hatten Recht. Wegen des starken Leistungsdrucks hatte ich kaum Freizeit im III. Quartal 2016. Freunde und Familie musste ich auf die Weihnachtszeit vertrösten. Es galt schließlich, die Seminar- und Hausarbeit parallel zur Prüfungsvorbereitung zu schreiben und noch genügend Zeit zu finden, den Stoff zu lernen, zu üben und zu verinnerlichen. Zum Glück wurde dieser Abschnitt inzwischen entschärft und ist für die Folgejahrgänge entzerrt worden.
Leider musste ich eine Prüfung aus dem S3 wiederholen. Wieder konnte ich mich auf die Unterstützung meiner Kolleginnen und Kollegen, insbesondere meiner Ausbilderin, verlassen. Wie vor jedem Prüfungszyklus gab es internen Unterricht, jetzt auch individuell zugeschnitten für diejenigen, die durchgefallen waren. Im Zweitversuch hat es dann geklappt!
Ich wünsche niemandem dieses Erlebnis durchzufallen, der Druck ist aufgrund der Besonderheiten der FHöV enorm. Prüfungen können nicht immer zweimal wiederholt werden wie an Universitäten oder anderen Fachhochschulen. An der FHöV dürfen die meisten Prüfungen nur einmal wiederholt werden!
Im darauffolgenden Praxisjahr konnte ich etwas Luft holen von der FHöV. Während dieser Zeit hatte ich die Gelegenheit, das Personalcontrolling der LVR-Klinik Köln inklusive der Forensik, Dezernat 5 (Schulen & Integration) und das Ordnungsamt der Stadt Troisdorf kennen zu lernen. Besondere Highlights waren die Vorbereitung und Teilnahme des Integrationsamtes bei der RehaCare 2017 und die eigenverantwortliche Erstellung der Broschüre zur Schwerbehindertenvertretungswahl 2018 in leichter Sprache.
Inzwischen bin ich fest im Beschwerdemanagement des Maßregelvollzugs (Fachbereich 82) angekommen. Hier kann ich meine Erfahrungen aus der Zeit in der LVR-Klinik Köln/ Forensik einbringen, habe eine spannende Tätigkeit und ein tolles Team gefunden. Nur Staats- und allgemeines Verwaltungsrecht aus der FHöV-Zeit begleiten mich jetzt ständig.
Auch wenn die Studienabschnitte an der FHöV sehr fordernd waren, war es insgesamt eine interessante und auch tolle Zeit, in der ich viel Neues kennenlernen durfte.
Trotz der Stressphasen - ich würde es wieder machen!