Zum Inhalt springen

Auswahl der Sprachversion

Bernd Küpper berät auf Augenhöhe

Bernd Küpper war fünf Jahre lang so schwer an Depression erkrankt, dass gar nichts mehr ging. Er konnte nicht mehr arbeiten, die Beziehung zu seiner Freundin zerbrach. Seither hat er viel an sich gearbeitet, viel nachgedacht, viel verstanden und geändert. Seine Erfahrungen gibt er heute als Peer Counselor weiter – als Berater auf Augenhöhe.

Portrait von Herrn Küpper
Bild Großansicht
Bernd Küpper litt jahrelang unter Depressionen: Jetzt hat er gelernt, anders mit sich umzugehen.

Man merkt Bernd Küpper an, dass er sich intensiv mit sich, seiner Psyche und seinen Verhaltensmustern auseinander gesetzt hat. Auseinander setzen musste, denn 2006 wurde der heute 50-Jährige schwer psychisch krank. Eine Depression machte ein „Weiter-so“ für den Restaurant-Fachmann unmöglich: Bei ständiger Überlastung bis zum Umfallen ohne freie Tage durchzuarbeiten, keine Anforderung ablehnen, immer versuchen, der Beste zu sein – das ging nicht mehr. „Ich habe schlicht nicht erkannt, wo meine Grenzen sind“, sagt Bernd Küpper heute. Fünf Jahre Krankheit folgten, zwei längere Krankenhaus- und Reha-Aufenthalte. 2012 begann Bernd Küpper eine Wiedereingliederungsmaßnahme und lernte dort, anders mit sich und seiner Umwelt umzugehen. „Ich habe dort gelernt, auch mal ‚nein‘ zu sagen, Grenzen zu setzen, und dabei kein schlechtes Gewissen zu haben.“ Und er lernte, sich selbst besser zu verstehen, seine eigenen Verhaltensmuster besser zu durchschauen, die Gründe dafür zu analysieren. Er lernte, mehr Nachsicht und Verständnis für sich selbst aufzubringen. Und er trainierte neue Verhaltensweisen, um ein erneutes Abrutschen in die Krankheit zu verhindern.

Bistro und Beratung
Auf Vermittlung des Integrationsfachdienstes (IFD) beantragte er einen Schwerbehinderten-Ausweis und begann eine Arbeit im Kölner „Zentrum für Bildung, Kultur und Integration gGmbH“, einem Integrationsunternehmen, das die Gastronomie im Bürgerzentrum in Deutz betreibt, mit einem Team aus 26 Kolleginnen und Kollegen mit und ohne Behinderung. Dort arbeitet Bernd Küpper heute 35 Stunden die Woche – 30 davon im Bistro und beim Catering-Service, 5 als Berater für andere Menschen mit psychischer Behinderung.

Herr Küpper und sein Kollege lächeln in die Kamera.
Gute Kollegen im Integrationsbetrieb und beim Peer Counseling: Niklas Herzog (links) und Bernd Küpper

Er fährt in berufliche Reha-Zentren und Werkstätten und stellt dort das Angebot des Peer Counseling vor. Ein Beratungsgespräch dauert zwischen einer halben Stunde und anderthalb Stunden. Für Bernd Küpper ist es bereits ein Erfolg, wenn die Leute zu ihm kommen: „Sie haben sich getraut, den ersten Schritt zu tun. Allein das ist viel wert.“ Er erinnert sich daran, wie gut es ihm getan hat, über die Gespräche mit Mitpatienten in der Klinik zu erfahren, dass es anderen ähnlich geht, man nicht der Einzige ist mit solchen Fragen und Problemen.

Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man nicht mehr weiter weiß. Ich habe die Krankheit nicht theoretisch studiert, ich habe sie erlebt.

Bernd Küpper

Bernd Küpper weiß genau, was er als Peer Counselor mitbringt und leisten kann, und wo seine Verantwortung auch aufhört: „Ich kann dem Anderen nicht sein Leben schöner machen. Ich kann nicht seine Probleme lösen. Aber ich bin vielleicht ein Beispiel dafür, was man erreichen kann, auch als Mensch mit einer psychischen Erkrankung. Und ich kann Anregungen geben und zeigen, wo man Hilfe findet.“ Was für ihn der größte Unterschied ist zwischen einer Beratung beim Profi-Psychologen oder Arzt und beim Peer Counselor? Bernd Küpper nennt zwei Hauptunterschiede: „Erstens, die Augenhöhe. Und zweitens: Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man nicht mehr weiter weiß. Ich kenne das Gefühl von purer Angst. Ich habe die Krankheit nicht theoretisch studiert, ich habe sie erlebt.“

Nach oben

Publikation