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22. Juni 2021 | Kultur
Frau LaGrande, wie sozial ist Social Media?
Interview mit Ninia LaGrande, Moderatorin der LVR-Kulturkonferenz

Köln. / Bonn. 22. Juni 2021. Spätestens mit der Corona-Pandemie ist die Bedeutung und der Stellenwert von Digitalität unumstritten – vor allem im Umfeld von beruflichen Settings. Aber auch in vielen anderen Lebensbereichen wird das digitale Miteinander immer wichtiger – wie zum Beispiel im Kulturbereich. Aber wie offen und barrierefrei sind die kulturellen Angebote, die es aktuell gibt? Können zum Beispiel Menschen mit Behinderung ohne Barrieren überall teilnehmen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die diesjährige digitale Kulturkonferenz des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) unter dem Thema „digital & inklusiv. Eine Chance für die Kultur“ vom 28. bis 30. Juni (Workshops am 29. und 30. Juni sind bereits alle ausgebucht).

Die Auftaktveranstaltung am 28. Juni mit Vorträgen, Diskussionen und best-practise-Beispielen wird moderiert von Ninia LaGrande. Die Moderatorin, Autorin, Podcasterin und Schauspielerin moderiert vor der Kamera und auf Bühnen verschiedenste Formate, Diskussionen und Veranstaltungen mit den Schwerpunkten Inklusion, Feminismus, Politik und Mode, so wie erst vor wenigen Tagen den Grimme Online Award. Als Influencerin ist sie einem breiten Publikum bekannt.

Im Vorfeld zur Kulturkonferenz hat sich der LVR mit Ninia LaGrande über ihre Erfahrungen mit Digitalität, Social Media und Inklusion unterhalten.

  • Frau LaGrande, Sie sind vor allem durch TV-Auftritte, Poetry Slams, Blogs und Podcasts bekannt. Wie viele Stunden am Tag beschäftigen Sie sich mit digitalen Medien?
    Mein Handy sagt, etwa vier Stunden täglich. Das klingt natürlich nach sehr viel – allerdings muss man dabei bedenken, dass das Teil meines Berufes ist. Ich unterscheide nicht zwischen on- und offline, das Internet und soziale Medien gehören seit vielen Jahren zu meinem Alltag dazu. Ich scrolle also nicht willkürlich vier Stunden lang durch Instagram, sondern nutze diverse Tools, um Aufträge zu bearbeiten, Veranstaltungen vorzubereiten oder Podcasts zu produzieren.

  • Welches ist Ihr nachhaltigster digitaler Aha-Moment im zurückliegenden Corona-Jahr?
    Als ich im Herbst die erste große digitale Konferenz moderiert habe – da ist mir klar geworden, dass es so auch geht. Dass – ohne an Corona irgendwas gut zu finden – die Pandemie uns gezeigt hat, dass wir nicht für jeden Vortrag oder jedes Meeting stundenlang durch die Gegend fahren müssen, sondern mit der richtigen Technik überall auf der Welt zugeschaltet werden können. Und Konferenzen so oft ein viel größeres Publikum erreicht haben als hätten sie vor Ort stattgefunden.


  • Einen großen Teil Ihrer Popularität verdanken Sie Ihrer Präsenz in Social Media mit häufig feministischen und inklusiven Themen. Aber wie sozial sind Plattformen wie Instagram, Facebook oder TikTok tatsächlich? Und welchen Stellenwert hat dort Inklusion?
    Wie sozial diese Medien sind, kommt darauf an, wie gut man seinen eigenen Account gestaltet und wie gut man selbst Grenzen setzen kann. Ich fühle mich auf meinen Accounts sehr wohl. Ich habe in den letzten fünfzehn Jahren Menschen im Netz kennengelernt, die ich heute auch offline zu meinen engsten Freund*innen zähle. Ich bin im Grunde erst über das Internet und Blogs mit dem Thema Inklusion in Berührung gekommen. Trotzdem gibt es natürlich gerade bei den Themen, mit denen ich mich beschäftige viele Troll- und Hasskommentare – damit habe ich aber gelernt umzugehen. Und das kann mir die Freude an Social Media nicht nehmen. Inklusion wird ein immer größeres Thema in den Sozialen Netzwerken – das liegt natürlich auch daran, dass Menschen mit Behinderungen ganz selbstverständlich Raum einnehmen können, sich zeigen können, aus ihrem Leben berichten können. Mir schreiben andere kleinwüchsige Menschen oder Eltern von Kindern mit Behinderungen, dass sie meine Arbeit toll finden und mich als Vorbild wahrnehmen – ein größeres Lob gibt es für mich nicht. Und diesen Austausch empfinde ich als sehr sozial, wohlwollend und empowernd.

  • Durch Corona hat die Digitalisierungsdebatte an Fahrt aufgenommen? Ist die Inklusion dabei mit an Bord?
    Nein – nicht grundsätzlich. Und da ist es wie so oft in unserer Gesellschaft – Inklusion ist ein Thema, das erst auf den Tisch kommt, wenn Betroffene selbst darauf hinweisen. In der Digitalisierungsdebatte sprechen wir viel über Homeoffice, Homeschooling und Kultur online, vergessen dabei aber diejenigen, die auch online auf ein barrierearmes Umfeld angewiesen sind, auf die richtige technische Ausstattung, begleitende Gebärdensprachübersetzung oder einfache Sprache. Oft sind Webseiten oder digitale Tools nicht für Menschen geeignet, die blind oder sehbehindert sind. Oder es fehlen die Untertitel in Videos. Bei Inhalten, bei denen es explizit um Inklusion geht, sind wir da schon auf einem guten Weg – aber Menschen mit Behinderungen haben das Recht überall gleichberechtigt teilhaben zu können und eben nicht nur, wenn es um Inklusion geht.

  • Wie gelingt es Ihnen, inklusive Themen mehr in den Mittelpunkt zu rücken?
    Mit viel Nachhaltigkeit, Wut und manchmal ein bisschen Humor. Ich weise immer wieder auf Barrieren hin, kenne meine eigenen Privilegien, höre Menschen mit Behinderungen zu und lerne immer noch selbst viel dazu. Ich spreche Ungerechtigkeiten an. Ich versuche andere freundlich, aber bestimmt zu korrigieren, wenn sie beispielsweise „behindert“ als Schimpfwort benutzen und ich versuche unermüdlich Aufklärungsarbeit zu leisten.

  • Welche Erwartungen haben Sie an die LVR-Kulturkonferenz?
    Ich freue mich auf viele gute Praxisbeispiele, die zeigen werden, dass Inklusion in der digitalen Kultur möglich ist – auf sehr kreative Art und Weise. Auf gute Gespräche zum Ist-Zustand und Ideen, was noch besser gemacht werden könnte und auf einen regen und gerne auch kritischen Erfahrungsaustausch mit dem digitalen Publikum.

Vielen Dank für das Gespräch, Ninia LaGrande.


Hinweis für die Redaktionen:
Haben Sie Interesse an einem Gespräch mit Ninia LaGrande? Melden Sie sich gerne – wir vermitteln einen Kontakt.
Weitere Infos zur digitalen Kulturkonferenz und Anmeldungen für den 28. Juni unter www.kultur.lvr.de

Pressekontakt:
Birgit Ströter
LVR-Fachbereich Kommunikation
Tel: 02 21 – 809 – 77 11

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Ninia LaGrande moderiert die diesjährige LVR-Kulturkonferenz "digital & Inklusiv. Eine Chance für die Kultur". Foto: Peschke
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Die diesjährige LVR-Kulturkonferenz vom 28. bis 30. Juni steht unter dem Motto "digital & inklusiv. Eine Chance für die Kultur".
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Über den LVR:

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) arbeitet als Kommunalverband mit rund 22.000 Beschäftigten für die 9,8 Millionen Menschen im Rheinland. Mit seinen 41 Schulen, zehn Kliniken, 20 Museen und Kultureinrichtungen, vier Jugendhilfeeinrichtungen, dem Landesjugendamt sowie dem Verbund Heilpädagogischer Hilfen erfüllt er Aufgaben, die rheinlandweit wahrgenommen werden. Der LVR ist Deutschlands größter Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen und engagiert sich für Inklusion in allen Lebensbereichen. „Qualität für Menschen“ ist sein Leitgedanke.

Die 13 kreisfreien Städte und die zwölf Kreise im Rheinland sowie die StädteRegion Aachen sind die Mitgliedskörperschaften des LVR. In der Landschaftsversammlung Rheinland gestalten gewählte Mitglieder aus den rheinischen Kommunen die Arbeit des Verbandes.

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