Köln. 17. November 2022. Das MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln und die Synagogen-Gemeinde Köln gedachten in einer Veranstaltung in der Synagogen-Gemeinde an den Fotografen Henry Maitek (1922 – 2007), der am 18. Oktober 2022 einhundert Jahre alt geworden wäre. Seine Tochter Schoschana Maitek-Drzevitzky und Dr. Werner Schäfke, ehemaliger Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, erinnerten im Beisein von Familienangehörigen und Weggefährten an den Kölner Fotografen und sein Werk.
Henry Maitek, in Königshütte (Chorzów/heute Polen) in Oberschlesien geboren und aufgewachsen, verbrachte bis kurz vor Kriegsende 1945 vier Jahre in verschiedenen Konzentrations- und Arbeitslagern. Nach der Befreiung durch die U.S. Army begann für ihn ein neues Leben, das er beruflich ganz der Fotografie widmete. In seiner Wahlheimat Köln wirkte Maitek bis zu seinem Tod als freischaffender Künstler. Im Mittelpunkt seiner Fotografien stehen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Als stiller Beobachter, aber auch als Street-Fotograf gelang es Maitek, Momentaufnahmen des Alltags einzufangen, Posen und gestellte Szenen interessierten ihn nicht. Er fotografierte die Wirklichkeit, Ungezwungenheit und Lebendigkeit: Männer und Frauen, Junge und Alte porträtierte Maitek auf seinen Streifzügen durch Köln oder auf den Reisen nach Israel, Polen oder in die USA. Seine Fotografien sind bedeutende Dokumente der Zeitgeschichte, denn er suchte bewusst das Außergewöhnliche im Normalen.
Schoschana Maitek-Drzevitzky, die Tochter von Henry Maitek, erinnerte mit sehr persönlichen Worten an ihren Vater. Sie überreichte dem MiQua als Geschenk die dreiteilige Cotta-Tonbildschau zum Thema „Judaica“ aus den 1960er Jahren, an denen ihr Vater mit insgesamt 96 Fotografien in Form von Dias mitgewirkt hatte. Herausgeber dieser Reihe war Konrad Schilling, der die große Ausstellung Monumenta Judaica 1963 in Köln initiiert hatte und in deren Nachgang die Tonbildschauen entstanden.
Schoschana Maitek-Drzevitzky betonte eindrücklich: „Ich vermisse seinen Blick auf den Menschen, respektvoll, zurückhaltend, nie die Freiheit einschränkend, schelmisch und mit viel Liebe verbunden”.
Dr. Christiane Twiehaus, Leiterin der Abteilung Jüdische Geschichte und Kultur im MiQua zeigte sich hocherfreut über dieses Geschenk: „Henry Maitek und die Monumenta Judaica werden ein wichtiges Thema in der Dauerausstellung des zukünftigen MiQua werden. Diese Tonbildschauen sind eine willkommene Ergänzung unseres Sammlungsbestands“.
Dr. Werner Schäfke, ehemaliger Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, der eng mit Henry Maitek in zahlreichen Ausstellungsprojekten und Publikationen zusammenarbeitete, widmete sich in seinem Vortrag dem vielseitigen Fotografen und stellte klar: „Köln war Henry Maiteks Heimat. Gekonnt beobachtete er das Leben auf den Straßen, Momente der Stille am Rande des Karnevals, den Überschwang der Jugend, die Menschen waren immer Henry Maiteks liebevoller Zuwendung sicher.”
Der Fotograf rückte mit seiner Kamera auch Personen in den Fokus, die sonst nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen. Ihm war es wichtig, mit seiner Fotografie auf Diskriminierungen hinzuweisen, Dabei befasste er sich intensiv mit der Situation der türkischen Minderheit in Köln. Die zunehmenden Berichte über Fremdenhass in den 80er Jahren beunruhigten ihn. Seine Fotografien sollten dazu beitragen Vorurteile abzubauen.
Auch die Situation von Frauen war ihm ein großes Anliegen. Viele seiner Fotografien widmen sich ihrer Arbeits- und Lebenswelt.
Der Nachlass Henry Maiteks, bestehend aus rund 25 laufenden Regalmetern Archivalien mit Fotos, Negativen, Kontakten und Dias, wird im Historischen Archiv der Stadt Köln aufbewahrt