Kunsthistorische Dissertation über Werner Heuser, früherer Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie / 10.000 Euro Preisgeld / Preisverleihung im LVR-LandesMuseum Bonn
 
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19. April 2024 | Kultur

Paul-Clemen-Preis des LVR geht an Kathrin DuBois aus Ratingen

Kunsthistorische Dissertation über Werner Heuser, früherer Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie / 10.000 Euro Preisgeld / Preisverleihung im LVR-LandesMuseum Bonn
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Bonn./Ratingen./Düsseldorf./Köln. 19. April 2024. Kathrin DuBois aus Ratingen hat gestern den renommierten Paul-Clemen-Preis des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) erhalten. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird jährlich im LVR-LandesMuseum Bonn für eine herausragende Dissertation auf dem Gebiet der rheinischen Kunstgeschichte verliehen. Bei der preisgekrönten Forschungsarbeit handelt es sich um eine zweibändige Monographie mit Werkverzeichnis über den früheren Direktor der Kunstakademie Düsseldorf: „Werner Heuser (1880-1964). Ein Künstler und Kunstakteur“. Kathrin DuBois, die an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf promoviert hat, behandelt Heusers kulturpolitische Rolle ebenso wie seine Kunst. In einer differenzierten Darstellung der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts stellt sie ihn zugleich als Expressionisten und Neusachlichen wie, überspitzt, als letzten Vertreter der Düsseldorfer Malerschule dar.

„Heuser gehört zu den Menschen, die in ihrer Lebenszeit Beachtliches schaffen und bewegen, sogar eine gesellschaftlich wichtige Position einnehmen, deren Wirken danach aber mehr oder weniger in Vergessenheit gerät“, beschrieb Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Werner Heuser im Rahmen der Preisverleihung. Es sei das Verdienst von Frau DuBois, seine Bedeutung als Maler, Lehrer und Akademiedirektor in einer wichtigen Phase der Institutionsgeschichte durch umfangreiche Quellenstudien beleuchtet und dem öffentlichen Bewusstsein wieder zugänglich gemacht zu haben.

„Werner Heuser war über viele Jahrzehnte in rheinischen Künstlervereinigungen aktiv, er war Gründungsmitglied des Jungen Rheinlands, der Rheingruppe und des Clubs der Künstler. Dabei agierte er mitunter fortschrittlich, aber oft auch traditionsorientiert. Als Lehrer an der Kunstakademie prägte er die Ausbildung mehrerer Schülergenerationen; als ihr kommissarischer Direktor von 1946-49 konnte er entscheidenden Einfluss auf deren weitere Ausrichtung nehmen“, so DuBois. „Seine Richtung war konservativ; abstrakte Malerei lehnte er ab und engagierte sich als Verfechter der Freien Künste erfolgreich gegen eine größereAnwendungsbezogenheit der Lehre.“

Einflussreich verheiratet und gut vernetzt hatte Werner Heuser, der auch schon vor dem Zweiten Weltkrieg an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrte, bis 1937 im Amt bleiben können. Unterstützt wurde er in diesen politisch schwierigen Zeiten von Paul Clemen, dem damaligen Provinzialkonservator der Rheinprovinz. Zu Clemen, der sich für Heuser verbürgte, bestanden private Kontakte.

Die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Roland Kanz, Leiter des Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn, hat dem Kulturausschuss der Landschaftsversammlung Rheinland die Dissertation von Kathrin DuBois wie folgt für den Paul-Clemen-Preis empfohlen:

„Die Dissertation von Kathrin DuBois M.A. widmet sich einem Künstler, dessen Leben und Werk über die politischen Systemwechsel im 20. Jahrhundert hinweg mit zahlreichen Wechselfällen verfolgt werden kann: Kaiserreich mit Erstem Weltkrieg, Weimarer Republik, Drittes Reich mit Berufsverbot und Anbiederung, Wiederaufbau nach ’45. Die Dissertation bietet eine vorbildlich kritische Lebensdarstellung sowie einen Werkkatalog. Im Fokus steht die Düsseldorfer Kunstakademie, die Heuser nach ’45 konservativ reorganisierte. Kathrin DuBois leistet viel mehr als eine Künstlermonographie, nämlich ein tief aus den Archivalien und Quellen geschöpftes, die Kunstwerke sensibel analysierendes, die sozialen und institutionellen Bedingungen kritisch bilanzierendes und schließlich auch spannend zu lesendes Kapitel der Kunstgeschichte des Rheinlandes in der Moderne. In ihrer komplexen Vielschichtigkeit und intellektuellen Umsicht erbringt diese Künstlergeschichte eine neue Form der wissenschaftlichen Auswertung. Als Akteur war Heuser zugleich Produkt und Produzent in der Kunstszene. Frau DuBois gelingt in ihrer Dissertation ein selten fundamentaler Beitrag zur Kunstgeschichte weit über das Rheinland hinaus.“

Der Textteil der Dissertationsschrift umfasst 329 Seiten, der 345 Seiten starke zweite Band ein knapp 70-seitiges Literaturverzeichnis, eine vollständige Liste der Ausstellungsbeteiligungen, den mehr als 180 Seiten füllenden Werkkatalog, das Abbildungsverzeichnis sowie die Abbildungen zum Textteil.

Die Dissertation ist als pdf im Internet herunterzuladen.
https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=64099

Zur Preisträgerin

Dr. Kathrin DuBois, geb. 1983 in Kempten im Allgäu, hat nach ihrem Abitur in Wertheim am Main Kunstgeschichte, Neuere deutsche Literatur und Volkskunde/Europäische Anthropologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn studiert. Erste berufliche Erfahrungen sammelte sie im Museum Ludwig und im Käthe-Kollwitz-Museum in Köln. Ein Erasmus-Auslandsjahr führte sie 2005/2006 an die Université Paris IV/Sorbonne in Paris. 2008 schloss sie ihr Studium (M.A.) mit einer Magisterarbeit zum Thema „Matthew Barneys Cremaster Cycle. Form – Struktur – Prozess“ an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ab. Betreut wurde sie dabei von Prof. Dr. Anne-Marie Bonnet.

Das Promotionsvorhaben, das Kathrin DuBois 2015 an der Heinrich-Heine-Universität aufnahm, wurde von Prof. Dr. Andrea von Hülsen-Esch betreut. Seit 2010 ist Kathrin DuBois am Kunstpalast in Düsseldorf wissenschaftlich tätig. Seit 2023 leitet sie den Sammlungsbereich Malerei bis 1900.

Kathrin DuBois lebt in Ratingen, ist verheiratet und Mutter zweier Kinder.

Zum Paul-Clemen-Preis des LVR

Der Preis erinnert an den Bonner Kunsthistoriker und Universitätsprofessor Paul Clemen (1866–1947), der als erster Provinzialkonservator die amtliche Denkmalpflege im Rheinland begründete.

https://rheinland-ausgezeichnet.lvr.de/de/lvr_preise/paul_clemen_preis/paul_clemen_preis.html

 

Ansprechperson

Birgit Ströter

Pressearbeit Kultur

 

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Im Beisein von Dr. Andrea Pufke, Landeskonservatorin des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland, Prof. Dr. Roland Kanz, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Vorsitzender der Jury des Paul-Clemen-Preises, Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Dr. Corinna Franz, LVR-Kulturdezernentin, und Prof. Dr. Jürgen Wiener, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (v.l.), erhielt Dr. Kathrin DuBois (3.v.l.) den Paul-Clemen-Preis des LVR.
Foto: Uwe Weiser / LVR
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Über den LVR

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) arbeitet als Kommunalverband mit rund 22.000 Beschäftigten für die 9,8 Millionen Menschen im Rheinland. Mit seinen 41 Schulen, zehn Kliniken, 20 Museen und Kultureinrichtungen, vier Jugendhilfeeinrichtungen, dem Landesjugendamt sowie dem Verbund Heilpädagogischer Hilfen erfüllt er Aufgaben, die rheinlandweit wahrgenommen werden. Der LVR ist Deutschlands größter Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen und engagiert sich für Inklusion in allen Lebensbereichen. „Qualität für Menschen“ ist sein Leitgedanke.

Die 13 kreisfreien Städte und die zwölf Kreise im Rheinland sowie die StädteRegion Aachen sind die Mitgliedskörperschaften des LVR. In der Landschaftsversammlung Rheinland gestalten gewählte Mitglieder aus den rheinischen Kommunen die Arbeit des Verbandes.