Köln. / Rheinland. 11. Oktober 2024. Wie reagieren Menschen, wenn ihre bisherige Lebensweise unter Druck gerät? Diese Frage beschäftigt die Menschen nicht nur aktuell. Auch vor 100 Jahren hatten Bürgerinnen und Bürger in Anbetracht zahlreicher Krisen den Wunsch nach Selbstvergewisserung, Identifikation und Sicherheit. Daher feierte 1925 das ganze Rheinland eine angeblich tausendjährige Zugehörigkeit der Region zum Deutschen Reich. Diesen sogenannten rheinischen Jahrtausendfeiern, die sich 2025 zum 100. Mal jähren, widmet sich eine öffentliche Tagung. Sie findet am 24./25. Oktober 2024 im LVR-Landeshaus in Köln statt.
Anlass der Feiern war die um 925 abgeschlossene Einverleibung des Gebietes zwischen dem ost- und westfränkischen Reich – Lotharingnien genannt. Sie diente 1925 Historikern sowie führenden Vertretern des Rheinischen Provinzialverbands und der Städte als Aufhänger, um eine geschichtspolitische Großoffensive zu starten. Das Thema sprach viele Menschen an, denn nach dem Ersten Weltkrieg befand sich Deutschland in einer tiefen Krise. Das Rheinland war von Franzosen und Belgiern, die Region Köln von den Briten besetzt. Separatisten forderten 1923 die Loslösung von Deutschland. Inflation, soziale Nöte und die Besetzung des Ruhrgebiets folgten. In diesen unruhigen Zeiten bildeten die Jahrtausendfeiern für die Zeitgenoss*innen eine Projektionsfläche für regionale und nationale Ambitionen.
Hinter den rheinischen Jahrtausendfeiern verbargen sich eine Vielzahl kommunal organisierter Ausstellungen, Festveranstaltungen und -umzüge, Kundgebungen und Gottesdienste im ganzen Rheinland – von Koblenz bis nach Krefeld und Düsseldorf, von Saarbrücken bis Jülich, von Aachen bis nach Köln, wo die größte und bedeutendste Ausstellung von 1,3 Millionen Menschen besucht wurde.
Die Konferenz beleuchtet die verschiedenen Aktivitäten in der Region und wirft auf diese Weise einen neuen Blick auf die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Umbrüche nach dem Ersten Weltkrieg.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei. Interessierte sind herzlich eingeladen. Es besteht die Möglichkeit, auch an einzelnen Vorträgen teilzunehmen.Um Anmeldung per mail wird gebeten: rheinische-geschichte@lvr.de
Bei der Tagung handelt es sich um eine Kooperation zwischen dem LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, dem Kölnischen Stadtmuseum, der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, Moderne im Rheinland und der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte.
Das Programm findet sich hier.