Historie des Projektes:
Bereits wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde mit dem Wiederaufbau der Rathaus- und Verwaltungsgebäude begonnen. Bei Ausschachtungen kamen gewaltige Mauern aus der Römerzeit ans Tageslicht, deren Bedeutung anfangs noch unklar war. Der Archäologe Otto Doppelfeld sollte im Vorfeld der Baumaßnahme diese Mauern in nur sechs Monaten ausgraben und archäologisch erforschen. Die Ausgräber arbeiteten unter extrem erschwerten Bedingungen. Dennoch gelang es Otto Doppelfeld 1953, die antiken Ruinen auszugraben, bei denen es sich, wie er bald erkannt hatte, um den Palast des römischen Statthalters der Provinz Niedergermanien, das Praetorium, handelte. Sein Wunsch war es jedoch nicht allein, den archäologischen Befund zu erforschen, sondern auch dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Doppelfeld konnte den Rat der Stadt Köln von seinem Anliegen überzeugen und auch die Gegner des Projekts dafür gewinnen, dass die monumentalen Mauern des Praetoriums ein Glücksfall und eine große Chance für Köln seien.
In einer denkwürdigen Sitzung entschied sich der Rat für den Erhalt der Relikte und sprach sich für einen dauerhaften und zugänglichen Schutzbau über dem archäologischen Sensationsfund aus. Später führte Gundolf Precht Doppelfelds Grabungen weiter. Bis in die 1970er Jahre hinein fanden auf dem Rathausplatz Untersuchungen statt, bei denen auch die bedeutenden Funde des jüdischen Viertels, die mittelalterliche Synagoge und die Entdeckung des Ritualbades, der Mikwe, internationale Beachtung fanden. Der Plan, den archäologischen Bereich auszubauen, wurde wie ein roter Faden von sämtlichen Grabungsleitern weiterverfolgt.
Der Prozess von der ersten Idee bis zur endgültigen Realisierung war ein langer Weg mit vielen Beteiligten: Politikerinnen und Politiker, Archäologinnen und Archäologen, Architektur- und Planungsbüros, Fachfirmen sowie Fördermittelgeber und natürlich die Kölner Öffentlichkeit. Es gab Bürgerbegehren, Demonstrationen, heftige Ratsdiskussionen und einen oft emotional geführten öffentlichen Diskurs. Die Medien nahmen das Konzept genauestens und kritisch unter die Lupe, aber sie zeichneten auch das Bild eines internationalen Museums, das Köln guttun würde. Die Kölnerinnen und Kölner hatten sich an die städtebauliche Situation eines offenen Rathausplatzes gewöhnt. Allerdings war das Stadtviertel rund um das Rathaus herum seit jeher stets dicht bebaut. Erst der Wiederaufbau seit den 1950er Jahren machte das Areal zur unbebauten offenen Platzfläche, die, mit Asphalt abgedeckt, als Parkplatz genutzt wurde. Inmitten dieser Freifläche erinnerte auch die seit 1956/57 für die Öffentlichkeit zugängliche Mikwe an die historische Bedeutung des Platzes. Ende der 1980er Jahre wurde das Ritualbad der jüdischen Gemeinde mit einer Glaspyramide überkuppelt.
Mit der Regionale 2010 bot sich die Chance, das Mammutprojekt auf die Schiene zu setzen. Die Landesregierung, die das Potential dieses Ortes erkannte und seitdem mit großzügigen Fördermitteln unterstützt, setzte ein deutliches Zeichen der Akzeptanz, mehr noch, der Notwendigkeit zur Errichtung eines Museums, das 2.000 Jahre Kölner Geschichte umfasst.
Im Juni 2006 fällte der Rat der Stadt Köln den Beschluss über den Wettbewerb für die Archäologische Zone und das damals noch von privater Seite in Aussicht gestellte „Haus und Museum der jüdischen Kultur“. Das Projekt „Archäologische Zone“ sollte mit dem Ziel, die besonderen Qualifizierungsmaßstäbe im Rahmen der Regionale 2010 zu erreichen, weiterentwickelt werden. Am 12. und 13. Juni 2008 tagte die Wettbewerbsjury, um zu entscheiden, welcher Museumsentwurf die vielen wichtigen Aspekte dieser archäologischen Schatzkammer am besten repräsentieren und zugänglich machen könnte. Aus dem Wettbewerb ging das Büro „Wandel, Hoefer, Lorch & Hirsch“ aus Saarbrücken als Sieger hervor (heute: Wandel Lorch WHL GmbH).
Im Sommer 2009 veränderte sich die Sachlage. Der gemeinnützige Verein zur Förderung eines Hauses und Museums der jüdischen Kultur in Köln stand als Geldgeber für den Bau und für den Betrieb des Museums nicht mehr zur Verfügung. Daraus entstand ein großes Problem, denn unter dieser Voraussetzung hatte man beim Wettbewerb die Archäologische Zone und das Jüdische Museum miteinander verbunden. Um die Präsentation des einzigartigen römischen, jüdischen und christlichen Kulturerbes der Stadt Köln dennoch zu ermöglichen, entschloss sich die Verwaltung, dem Rat eine verkleinerte Version des Baus vorzuschlagen. Angesichts der Bedeutung des Projektes, das nun unter dem Namen „Archäologische Zone / Jüdisches Museum“ vorangetrieben wurde, beschloss der Rat 2011, die restliche Finanzierung aus eigenen Mitteln aufzubringen. Die Herausforderungen des Projektes sind immens, sowohl hinsichtlich der Dimension der archäologischen Ausgrabungen, als auch im Sinne der notwendigen finanziellen Mittel zum Bau und zum späteren Betrieb.
Nach intensiven kulturpolitischen Debatten signalisierte der Landschaftsverband Rheinland (LVR), nach Fertigstellung des Baus den Betrieb des Museums zu übernehmen. Im September 2013 unterzeichneten Stadt Köln und LVR eine Rahmenvereinbarung zur Kooperation bei der Errichtung und dem Betrieb der Archäologischen Zone mit Jüdischem Museum. Die Stadt übernimmt den Bau, der LVR erarbeitet die Ausstellungs-Konzeption und wird nach Fertigstellung des Museums den Betrieb übernehmen.
Das MiQua gibt dem Rathausplatz zukünftig die städtebauliche Geschlossenheit zurück. Der Bau, der sich an die historischen Begrenzungen und Traufhöhen hält, bildet die Fassung für die Renaissancelaube des Rathauses und schafft auf der Südseite mit einer breiten Freitreppe einen spannungsvollen Raum zum Wallraf-Richartz-Museum, der zugleich die Sichtachse Obenmarspforten betont und das Farina-Haus freistellt. Die innovative Statik und die adäquaten Baumaterialien des Museums setzen neue Maßstäbe für den Umgang mit historischen Relikten und bilden zugleich einen zukunftsweisenden architektonischen Akzent im Stadtzentrum.
2016 startete der LVR einen Aufruf an die Kölnerinnen und Kölner, Namensvorschläge für das entstehende Museum einzureichen. Mehr als 700 Namensvorschläge wurden eingereicht. Auf Grundlage dieser Vorschläge veranstaltete der LVR einen Workshop zur Namensfindung. Er schlug dem Landschaftsausschuss des LVR den Namen „MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln“ vor, der durch den Ausschuss bestätigt wurde.
MiQua ist ein Unikat und zugleich ein zentraler Bestandteil der „Via Culturalis“, der Kulturachse, die den Dom, das Museum Ludwig und die Philharmonie, das Römisch-Germanische Museum, das Rathaus, das Wallraf-Richartz-Museum, Alt St. Alban, den Gürzenich und St. Maria im Kapitol bis hin zum Ubiermonument, dem ältesten Steinquaderbau nördlich der Alpen aus dem Jahr 4/5 nach Christus, umfasst.
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