Sollte diese E-Mail nicht richtig dargestellt werden, klicken Sie bitte hier.
Bildtext
 
 
 
10. März 2020
Monitoring kommunaler Präventionsketten erfolgreich abgeschlossen
Im Rahmen des LVR-Projekts „Monitoring kommunaler Präventionsketten“ entwickelten die Jugendämter dreier Partnerkommunen praxisnahe Monitoringinstrumente, um die Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen transparenter zu machen. Umgesetzt wurde das mehrjährige Projekt von der LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut und der Fachberatung Jugendhilfeplanung mit Mitteln der Auridis Stiftung. Es ist Teil des LVR-Programms „Teilhabe ermöglichen – Kommunale Netzwerke gegen Kinderarmut“.

Von Natalie Deissler-Hesse

Eigentlich auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien entdeckte Christoph Kolumbus Amerika. Bei einem Experiment mit Krankheitserregern fand der Mikrobiologe Alexander Fleming zufällig einen Schimmelpilz, das spätere Penicilin. Zwar nicht von globaler Bedeutung, aber zentral für den Ausbau kommunaler Präventionsketten: Bei dem anspruchsvollen Vorhaben, positive Effekte sozialer Arbeit zu belegen, gelang es drei Kommunen, anhand von einzelnen, ausgewählten Indikatoren bemerkenswerte Befunde zu ermitteln. Diese liefern wertvolle Hinweise auf den Erfolg und die Wirkung von Präventionsangeboten und legen Bedarfe offen.

Mit wirkungsorientiertem Blick Schätze heben

In dem Abschluss-Workshop des LVR-Projekts "Monitoring kommunaler Präventionsketten" präsentierten Bergheim, Kerpen und Nettetal jüngst ganz unterschiedliche, jedoch kleine, wertvolle Schätze. Umgesetzt wurde das Projekt von der LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut und der Fachberatung Jugendhilfeplanung mit Mitteln der Auridis Stiftung. Es ist Teil des LVR-Programms Teilhabe ermöglichen – Kommunale Netzwerke gegen Kinderarmut".

Rund zweieinhalb Jahre setzten sich die Partnerkommunen intensiv mit den Möglichkeiten und Grenzen des Monitorings auseinander. Basis für die Annäherung an die Wirkung von Präventionsketten waren quantitative und qualitative Erhebungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten in eingegrenzten Sozialräumen. Ihre Schwerpunkte wählten die Kommunen selbst.

Kleinod der Kreisstadt Bergheim: Die Netzwerkkarte

Die Kreisstadt Bergheim stellte die Ergebnisse des Sozialraummonitorings aus quantitativen und qualitativen Daten im Stadtteil Ahe vor. Insbesondere die Gruppeninterviews mit Fachkräften und Jugendlichen, die die Bedarfe aus ihrer Sicht schilderten, erwiesen sich für die qualitative Datenlage als weiterführend. Als hilfreiches und nützliches Kleinod des Monitorings erwies sich die Entwicklung einer Netzwerkkarte, die die Akteur*innen der Präventionskette abbildet. Diese verdeutlichte einerseits Strukturen, Qualitäten und Funktionen und legte andererseits fehlende Übergänge offen.

Perle der Kolpingstadt Kerpen: Auswertung der Babybegrüßungsbesuche

Die zentrale Fragestellung der Kolpingstadt Kerpen lautete: Entsprechen die Präventionsangebote für Kinder und Familien den tatsächlichen Bedarfen der Zielgruppe? Dazu wurden junge Familien im Sozialraum Türnich/Balkhausen/Brüggen in den Blick genommen. Die Ergebnisse der Datenerhebung wurden in einem umfangreichen Abschlussbericht gebündelt. Gleichwohl sieht Kerpen die Präventionsarbeit als nie abgeschlossene Daueraufgabe einer Kommune. Perle des Monitoringprojekts war die Auswertung der Babybegrüßungsbesuche, für die unter anderem ein Fragebogen entwickelt wurde. Dieser lieferte wichtige Erkenntnisse über die Wirksamkeit des Angebots, das nun ausgebaut werden soll. 90 Prozent der Familien mit Baby wurden erreicht: ein voller Erfolg.

Kostbarkeit aus Nettetal: Der Fragebogen Armutssensibilität

Nettetal setzte den Schwerpunkt auf die Armutssensibilisierung der Multiplikator*innen aus der lokalen Netzwerklandschaft. Mit zahlreichen Aktivitäten, darunter Workshops, einer Fachkonferenz, der Erstellung einer Handreichung und kontinuierlicher Pressearbeit sensibilisierte das Jugendamt intensiv für Kinderarmut. Der im Anschluss an die Aktivitäten entwickelte Fragebogen zielte darauf ab, Effekte auf das Faktenwissen und die Wahrnehmung von Kinderarmut auf das Handeln der Teilnehmenden zu ermitteln. Die Ergebnisse fielen überwiegend sehr positiv aus. Eine Erkenntnis ist, dass der Aktivitäten-Mix und die kontinuierlichen Impulssetzungen über einen längeren Zeitraum sehr hilfreich waren. "Das breite Spektrum der Module zur Armutssensibilisierung hilft mir in meinen Beratungen", bestätigt eine Fachkraft aus Nettetal. "Seit der Teilnahme an den Veranstaltungen gehe ich in Gesprächen viel sensibler mit den von Armut betroffenen Familien um."

Weniger ist mehr

Den drei Kommunen ist es gelungen, eigene, praxisnahe und wirkungsorientierte Monitoringinstrumente zu entwickeln, die zur künftigen Ausgestaltung der Präventionsketten genutzt werden können. Einen Anspruch auf Repräsentativität oder Flächendeckung haben sie nicht. Untersuchungen mit einzelnen Indikatoren in kleinen Sozialräumen lieferten die besten Ergebnisse. Als große Herausforderung wurde das Projekt vor dem Hintergrund von wechselnden politischen Strömungen, Veränderungen in der Trägerlandschaft und Personalwechsel wahrgenommen.

Ziel des Praxisentwicklungsprozesses war die Planung und Ausgestaltung der Präventionskette auf Basis der Monitoring-Ergebnisse. Erste nachhaltige Entwicklungen sind bereits im Gange: Nettetal hat die Ergebnisse des Fragebogens zur Armutssensibilität im Jugendhilfeausschuss vorgestellt, worauf hin dem Familienbüro fünf weitere Stunden wöchentlich für das Thema Kinderarmut zur Verfügung gestellt wurden. Bergheim will die Ergebnisse des Monitorings sowie eine sich daraus ergebende Handlungsempfehlung der Politik vorstellen. Die Datengewinnung und -auswertung in weiteren Stadtteilen ist angedacht. Zudem soll eine integrierte Jugendhilfe und Schulentwicklungsplanung starten. In Kerpen steht der Ausbau und die Weiterentwicklung der Netzwerkarbeit künftig im Vordergrund. Statistische Daten mit Fokus auf Indikatoren für Kinderarmutsrisiken sollen fortgeschrieben und qualitative Erhebungen weiterentwickelt werden. Die Netzwerkarbeit soll auf Sozialräume mit besonderem Handlungsbedarf ausgeweitet werden.

An den Ergebnissen des Projekts "Monitoring kommunaler Präventionsketten" wurde bereits mehrfach Interesse bekundet, und das bundesweit. Die drei Kommunen haben es in der Hand, wie sie ihre Schätze künftig einsetzen.

Ihr Profil / Abmeldung
Wir senden Ihnen E-Mails nur mit Ihrem Einverständnis zu. Hier können Sie Ihr Abonnement verwalten:
Profil bearbeiten
Abonnement beenden
Impressum
Landschaftsverband Rheinland
LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut
Alexander Mavroudis
Natalie Deissler-Hesse
50663 Köln
kinderarmut@lvr.de
www.lvr.de
© 2024 Landschaftsverband Rheinland (LVR)