Betonfundamente aus der Luft zu sehen
Zum Luftschiffhafen gehörten neben der Halle ein Haupt- und ein Nebenankerplatz mit jeweiligen Durchmessern von 180 Metern. Das Gelände war an das Eisenbahnnetz angeschlossen, um die Versorgung der Luftschiffe unter anderem mit Füllgas, Benzin und Öl zu gewährleisten. In der Nähe der Halle standen die Flaschenschuppen, das Benzin- und Öllager, die Werkstatt, der Kohlenbunker, Feuerlöschgerät und Mannschaftsunterkünfte. In größerem Abstand zur Halle lagen die Bomben- und Munitionslager, Abwehrbatterien und Schützengräben sowie ein Schießstand. Es gab auch Scheinwerfer, die bei Nachtlandungen zum Einsatz kamen.
Noch während des Ersten Weltkrieges verzichtete die Heeresleitung auf den Einsatz von Luftschiffen, und im April und Mai 1917 wurde die Stahlkonstruktion der Halle demontiert. Ein Großteil der Stahlträger wurde auf Norderney zum Bau von Flugzeughallen eingesetzt. Einige Betonfundamente dagegen wurden im Neuen Friedhof Düren-Ost verbaut. Ein Teil der restlichen, bis zu zwei Meter mächtigen Betonfundamente der Halle wurden erst 1984 abgebrochen und abtransportiert. Sowohl auf Luftbildern aus dem Jahr 1931 als auch bei einem Beflug im Jahr 2003 zeichnen sich Fundamente der Hallenkonstruktion als negative Bewuchsmerkmale ab, unter der Ackeroberfläche liegen also noch immer Relikte der einstigen Halle.
Um Einzelheiten zur Bauweise des Luftschiffhafens zu erfahren, führt das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland derzeit eine archäologische Ausgrabung auf dem Gelände durch, die während des Aktionstages am 21. September besichtigt werden kann. Aufgrund vorangegangener geophysikalischer Messungen des Amtes werden Betonreste und Leitungen im Boden vermutet. Die Grabung soll nun ermitteln, wie groß die verbliebenen Fundamente der Halle sind und in welchem Zustand sich die Versorgungsleitungen befinden. Treffpunkt für die kostenlosen Führungen ist die Kulturfabrik Becker & Funck.
Geheimhaltung über Fahrten der Luftschiffe
Der Luftschiffhafen wurde zunächst von der Reichsmarine unter dem Rufnamen „Siegfried", dann von der Reichsheeresverwaltung unter dem Rufnamen „Dietrich" genutzt. Zur Belegung des Luftschiffhafens und zu den verschiedenen Fahrten der Luftschiffe gibt es – vermutlich aus Gründen der militärischen Geheimhaltung – keine Übersicht. In den Archiven finden sich nur einzelne Berichte. So ist beispielsweise überliefert, dass ein Luftschiff von Düren aus mit zwölf weiteren Zeppelinen zu einem Großangriff auf England startete. Über Cuffley, rund 25 Kilometer nördlich der britischen Hauptstadt London, wurde das Luftschiff LZ 17 als erstes deutsches Luftschiff abgeschossen. Ein weiteres Heeresluftschiff indes brach am 16. Februar 1917 letztmals zu einer Angriffsfahrt auf. Ziel war die Hafenstadt Boulogne-sur-Mer an der französischen Kanalküste. Von dieser Fahrt gibt es detaillierte Aufzeichnungen, nach denen über Boulogne 1440 Kilogramm Munition abgeworfen wurden. Zweimal wurde das Luftschiff auf der Rückfahrt von Flugzeugen beschossen und geriet auf niederländisches Gebiet. Da der Wind gedreht hatte, war Düren mit den vorhandenen Treibstoffreserven nicht mehr zu erreichen. Das Luftschiff landete stattdessen in Hannover.
Relikte im Rheinland erinnern an den Ersten Weltkrieg
Im Rahmen des Verbundprojektes „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg" will das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in diesem Jahr an vier Aktionstagen solch eher unbekannte und wenig beachtete Objekte präsentieren und damit dem Vergessen entreißen.
Von den historischen Ereignissen des Ersten Weltkrieges zeugen zahlreiche archäologische Relikte im Rheinland, darunter Produktionsstätten wie Pulvermühlen und Dynamitfabriken sowie militärische Anlagen wie Truppenübungsplätze, Luftschiffhäfen und Eisenbahnlinien. Diese Kriegsrelikte, aber auch die des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges, werden vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in Kooperation mit dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in einem Inventar erfasst. An den drei vorangegangenen Aktionstagen hatte das Fachamt des LVR unter regem Interesse der Bevölkerung eine Verteidigungsstellung in Emmerich, eine Fabrik für Schießpulver in Windeck und einen Strategischen Bahndamm in Grevenbroich vorgestellt. Die Präsentation des Luftschiffhafens in Düren bildet nun den Abschluss der Reihe.
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