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17. September 2014 | Kultur
Der andere Luftkrieg
Aktionstag am 21. September in Düren ist Teil des LVR-Verbundprojektes „1914 – Mitten in Europa" / Überreste der Luftschiffhalle erinnern an den Ersten Weltkrieg

Düren./Köln. 17. September 2014. In Düren lädt der Landschaftsverband Rheinland (LVR) für Sonntag, den 21. September 2014, von 10 bis 17 Uhr, zu einem Aktionstag an den Überresten einer Luftschiffhalle aus dem Ersten Weltkrieg ein. Von der Stadt in der Nordeifel aus starteten Luftschiffe zu Aufklärungs- und Angriffsflügen nach Frankreich und England. Der Aktionstag, den der LVR mit Unterstützung der Stadt Düren durchführt, ist Teil des umfangreichen Verbundprojektes „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg". Damit erinnert der LVR noch bis Mitte 2015 an die einschneidenden Ereignisse vor 100 Jahren erinnert.

Im Herbst 1914 wurde in Düren-Distelrath ein militärischer Luftschiffhafen mit einer Luftschiffhalle angelegt, der von 1915 bis 1917 genutzt wurde. Errichtet wurde eine Zelthallenkonstruktion, die in dieser Art ansonsten nur im belgischen Namur Verwendung fand. Eine weitere Halle dieses Typs war wahrscheinlich in Zülpich geplant, wurde aber nie in Betrieb genommen. Bereits am 13. Februar 1915, nur drei Monate nach der Fertigstellung der Halle, zerstörte ein Sturm die Zelteinkleidung und den Torvorhang, so dass die Halle danach eine starre Holzverschalung und ein zweiflügeliges Schiebetor erhielt. Das Bauwerk hatte eine Länge von 180, eine Breite von 70 und eine Höhe von 30 Metern. Nur 28 Meter der Breite konnte von maximal zwei Luftschiffen genutzt werden. Die Halle war in Tarnfarben gestrichen, damit sie aus der Luft schwerer zu erkennen war.

Schwarzweiß-Foto eines Luftschiffes
Das Luftschiff Zeppelin (LZ) 107 vor der Luftschiffhalle in Düren. Foto: Stadt- und Kreisarchiv Düren / Familie Boele

Betonfundamente aus der Luft zu sehen

Zum Luftschiffhafen gehörten neben der Halle ein Haupt- und ein Nebenankerplatz mit jeweiligen Durchmessern von 180 Metern. Das Gelände war an das Eisenbahnnetz angeschlossen, um die Versorgung der Luftschiffe unter anderem mit Füllgas, Benzin und Öl zu gewährleisten. In der Nähe der Halle standen die Flaschenschuppen, das Benzin- und Öllager, die Werkstatt, der Kohlenbunker, Feuerlöschgerät und Mannschaftsunterkünfte. In größerem Abstand zur Halle lagen die Bomben- und Munitionslager, Abwehrbatterien und Schützengräben sowie ein Schießstand. Es gab auch Scheinwerfer, die bei Nachtlandungen zum Einsatz kamen.

Noch während des Ersten Weltkrieges verzichtete die Heeresleitung auf den Einsatz von Luftschiffen, und im April und Mai 1917 wurde die Stahlkonstruktion der Halle demontiert. Ein Großteil der Stahlträger wurde auf Norderney zum Bau von Flugzeughallen eingesetzt. Einige Betonfundamente dagegen wurden im Neuen Friedhof Düren-Ost verbaut. Ein Teil der restlichen, bis zu zwei Meter mächtigen Betonfundamente der Halle wurden erst 1984 abgebrochen und abtransportiert. Sowohl auf Luftbildern aus dem Jahr 1931 als auch bei einem Beflug im Jahr 2003 zeichnen sich Fundamente der Hallenkonstruktion als negative Bewuchsmerkmale ab, unter der Ackeroberfläche liegen also noch immer Relikte der einstigen Halle.

Um Einzelheiten zur Bauweise des Luftschiffhafens zu erfahren, führt das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland derzeit eine archäologische Ausgrabung auf dem Gelände durch, die während des Aktionstages am 21. September besichtigt werden kann. Aufgrund vorangegangener geophysikalischer Messungen des Amtes werden Betonreste und Leitungen im Boden vermutet. Die Grabung soll nun ermitteln, wie groß die verbliebenen Fundamente der Halle sind und in welchem Zustand sich die Versorgungsleitungen befinden. Treffpunkt für die kostenlosen Führungen ist die Kulturfabrik Becker & Funck.

Geheimhaltung über Fahrten der Luftschiffe

Der Luftschiffhafen wurde zunächst von der Reichsmarine unter dem Rufnamen „Siegfried", dann von der Reichsheeresverwaltung unter dem Rufnamen „Dietrich" genutzt. Zur Belegung des Luftschiffhafens und zu den verschiedenen Fahrten der Luftschiffe gibt es – vermutlich aus Gründen der militärischen Geheimhaltung – keine Übersicht. In den Archiven finden sich nur einzelne Berichte. So ist beispielsweise überliefert, dass ein Luftschiff von Düren aus mit zwölf weiteren Zeppelinen zu einem Großangriff auf England startete. Über Cuffley, rund 25 Kilometer nördlich der britischen Hauptstadt London, wurde das Luftschiff LZ 17 als erstes deutsches Luftschiff abgeschossen. Ein weiteres Heeresluftschiff indes brach am 16. Februar 1917 letztmals zu einer Angriffsfahrt auf. Ziel war die Hafenstadt Boulogne-sur-Mer an der französischen Kanalküste. Von dieser Fahrt gibt es detaillierte Aufzeichnungen, nach denen über Boulogne 1440 Kilogramm Munition abgeworfen wurden. Zweimal wurde das Luftschiff auf der Rückfahrt von Flugzeugen beschossen und geriet auf niederländisches Gebiet. Da der Wind gedreht hatte, war Düren mit den vorhandenen Treibstoffreserven nicht mehr zu erreichen. Das Luftschiff landete stattdessen in Hannover.

Relikte im Rheinland erinnern an den Ersten Weltkrieg

Im Rahmen des Verbundprojektes „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg" will das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in diesem Jahr an vier Aktionstagen solch eher unbekannte und wenig beachtete Objekte präsentieren und damit dem Vergessen entreißen.

Von den historischen Ereignissen des Ersten Weltkrieges zeugen zahlreiche archäologische Relikte im Rheinland, darunter Produktionsstätten wie Pulvermühlen und Dynamitfabriken sowie militärische Anlagen wie Truppenübungsplätze, Luftschiffhäfen und Eisenbahnlinien. Diese Kriegsrelikte, aber auch die des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges, werden vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in Kooperation mit dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in einem Inventar erfasst. An den drei vorangegangenen Aktionstagen hatte das Fachamt des LVR unter regem Interesse der Bevölkerung eine Verteidigungsstellung in Emmerich, eine Fabrik für Schießpulver in Windeck und einen Strategischen Bahndamm in Grevenbroich vorgestellt. Die Präsentation des Luftschiffhafens in Düren bildet nun den Abschluss der Reihe.

Menschen vor Banner auf einem Feld
Die Darstellung macht deutlich, wie und wo die Luftschiffhalle, die für die Zeppeline vorgesehen war, vor hundert Jahren stand.
Foto: Lothar Kornblum / LVR

Programm am Aktionstag

Führungen

Fachleute des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland führen die Besucherinnen und Besucher über das Gelände des ehemaligen Luftschiffhafens. Die kostenlosen Führungen finden am 21. September zwischen 10 und 16 Uhr statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Auf dem Gelände ist festes Schuhwerk erforderlich.

Treffpunkt: Kulturfabrik Becker & Funck, Binsfelder Str. 77, 52351 Düren.

Ausstellung

Am 21. September 2014 bietet die Präsentation „Spuren der Geschichte – Archäologie und Erster Weltkrieg" zwischen 10 und 17 Uhr einen Einblick in die Zeit vor rund 100 Jahren und die noch heute sichtbaren archäologischen Spuren im Rheinland. Ort: Kulturfabrik Becker & Funck

Präsentation der Ausgrabung

Vortrag

Andreas Claßen, „Die Rolle der Luftschiffe im Krieg am Beispiel des Dürener Luftschiffhafens."

14 Uhr, Kulturfabrik Becker & Funck, Eintritt frei

Ihr Pressekontakt:

Björn Mende

document1 GmbH

Telefon: 02825/93958-13

Bilder zum Download
Schwarz-Weiß-Foto eines Luftschiffes Luftschiff Zeppelin
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Menschen vor einer Darstellung einer Halle auf einem Feld Darstellung der Luftschiffhalle
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Bildtext Birgit Ströter
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E-Mail  birgit.stroeter@lvr.de