„Das Besondere an der Ausstellung ist, dass viele der beteiligten Künstlerinnen und Künstler in ihren Heimatländern selbst Krieg und seine Auswirkungen erlebt haben. Am Anfang des 21. Jahrhunderts betreffen uns aber nicht nur reale, unmittelbare Bedrohungen, sondern auch globale als allgegenwärtig empfundene, oft unsichtbare Konflikte an entfernten Orten der Welt. Eindringlich machen die Werke der Ausstellung unsere eigene Verletzlichkeit spürbar", sagt Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museums. „Gerade in einer Zeit der medial gesteuerten Berichterstattung können dadurch neue Blickwinkel und neue Denkanstöße gegeben werden." Lehmbrucks Schlüsselwerk „Der Gestürzte" ist nur der Ausgangspunkt für eine bis in unsere Gegenwart weiter verfolgte Linie. Damit wird das Generalthema des Verbundprojekts von Aggression und Avantgarde zum Motiv einer Kunstmoderne, die in ihren aktualisierten Ausdrucksformen wie Skulptur, Installation, Rauminszenierung, Wandarbeit, Foto- und Videokunst noch nicht ganz vom Odem der Klassizität gezähmt wurde", sagt Prof. Dr. Thomas Schleper, Projektleiter des LVR-Verbundprojekts.
Aus der Ferne in die unmittelbare Nähe gerückt
Besucherinnen und Besucher werden darauf aufmerksam gemacht, dass die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg – wie auch an alle folgenden Kriege – stets von Standpunkten in der Gegenwart bestimmt wird. Einer Gegenwart, die seit dem Ersten Weltkrieg und danach zunehmend medientechnisch vermittelt wird und dabei neuartige Konstellationen von Nähe und Ferne schafft. Darauf spielen insbesondere Werke mit Bezug auf jüngere Kriege an. Diese mögen zwar geographisch fern sein, werden durch das Internet oder Fernsehbeiträge in die unmittelbare Nähe gerückt. Darauf spielt beispielsweise die in Duisburg gezeigte Installation von „Tropen des Krieges" von Harun Farocki und Antje Ehmann an. Sie verweist darauf, dass Kriegsszenen aus der ganzen Welt inzwischen zu einem eigenständigen Genre der gegenwärtigen Unterhaltungsindustrie geworden sind.
Künstlerische Betrachtung von 1914 bis heute
Werke wie diese machen in unterschiedlicher Weise die menschliche Verletzlichkeit spürbar. „Das Thema Krieg als globale Bedrohung ist gerade in den vergangenen Wochen und Monaten leider aktueller denn je geworden. Es ist daher besonders wichtig, nicht nur einen Blick zurück auf den Ersten Weltkrieg zu werfen, sondern künstlerische Stellungnahmen zu und aus den jeweiligen Kriegszeiten bis heute zu zeigen", so Kunsthistoriker Thomas Buchardt, kuratorischer Mitarbeiter der Ausstellung. „Nicht selten vermischt sich die Faszination der Kunstwerke der Ausstellung mit dem Erschrecken, wie zeitlos die Arbeiten sind – und was dies für das Erleben kriegerischer Auseinandersetzungen bedeutet." Wie individuell diese Eindrücke verarbeitet wurden, zeigt ein vielfältiges Spektrum künstlerischer Ausdrucksformen: Zu sehen sind Skulpturen, Installationen, Rauminszenierungen, Wandarbeiten, Video- und Fotoarbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus Ländern wie dem Libanon, Israel, USA, Deutschland, Chile, Bosnien und Herzegowina, England, Peru, Serbien, Spanien, Tschechien und Vietnam. Ausgestellt werden neben Werken von Harun Farocki, Antje Ehrmann und Wilhelm Lehmbruck auch Arbeiten von Marina Abramovic, Mona Hatoum, Danh Vo, Rosemarie Trockel, Ivan Navarro, Lynn Hershman Leeson und Duane Hanson.
Aggression und Avantgarde als Motiv für Kunstmoderne
Die Ausstellung ist Teil des LVR-Verbundprojektes „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg". Seit September 2013 werden die Ereignisse vor rund 100 Jahren aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. So standen bereits die Farbfotografie um 1914, die Elektrifizierung des ländlichen Raums vor rund 100 Jahren oder die Werke des jungen Künstlers Max Ernst im Mittelpunkt. Ab dem 27. September rückt unter dem Titel „Das (verlorene) Paradies" August Macke in Bonn in den Mittelpunkt. Auch dort steht die Frage der Kriegsbewältigung und Friedensfähigkeit von Kunst auf dem Programm. In Duisburg wird dabei die zeitgenössische Perspektive deutlich überschritten.
Die Ausstellung „Zeichen gegen den Krieg – Antikriegsplastik von Lehmbruck bis heute" wird gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, der Kunststiftung NRW und dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.
Service:
Lehmbruck Museum
Friedrich-Wilhelm-Straße
47501 Duisburg
www.lehmbruckmuseum.de
Laufzeit:
11. September bis 7. Dezember 2014
Öffnungszeiten:
Montag und Dienstag nach Terminabsprache
Mittwoch, Freitag und Samstag, 12 bis 18 Uhr
Donnerstag, 12 bis 21 Uhr
Eintrittspreise:
8 Euro; Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre in Begleitung von Angehörigen sowie Schulklassen und Kindergärten pro Person 2 Euro (gilt nur für Selbstführergruppen); ermäßigt 5 Euro
Familienkarte 15 Euro
Buchung und Information:
tickets@lehmbruckmuseum.de
Tel 0203 283 21 95
Ihr Pressekontakt:
Björn Mende
document1 GmbH
Telefon: 02825/9 39 58-13
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