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Pressemeldung

„Es ist gelungen, die Versorgungslücke für Kinder von psychisch- und suchterkrankten Eltern im Oberbergischen Kreis zu schließen“

In einem Interview erläutert Sandra Karsten, Geschäftsführerin von Lebensfarben e.V., das Patenschaftsmodell für Kinder psychisch und/oder suchtkranker Eltern und welche weiteren Hilfestellungen der Verein Betroffenen bietet.

Patenschaften sind in vielen gesellschaftlichen Bereichen etabliert und erweisen sich als bereichernd für beide Seiten des Tandems. Was ist das Besondere an dem Patenmodell von Lebensfarben?

Menschen, die sich für eine Patenschaft bei Lebensfarben interessieren, durchlaufen bei uns eine Ausbildung in Vorbereitung auf diese Tätigkeit. Diese Ausbildung ist kostenfrei und verpflichtet nicht, nach der Ausbildung ehrenamtlich bei Lebensfarben tätig zu werden. Die Pat*innen verpflichten sich, an monatlichen Praxisreflexionen oder Supervisionen teilzunehmen.

Die laufende Patenschaft wird dann in regelmäßigen Evaluationsgesprächen mit Paten, Eltern und Kindern in Begleitung des zuständigen Koordinierenden reflektiert. Außerdem wird frühzeitig erkannt, ob sich der Gesundheitszustand der Eltern verändert, um bei Bedarf das Hilfenetzwerk bzw. die Präventionskette aktivieren zu können. Bei Bedarf und in enger Abstimmung mit den Eltern und dem Patenkind wird mit den beteiligten Akteur*innen eine Fallkonferenz einberufen. Daraus können sich ggf. weitere Hilfemaßnahmen auftun.

Wir freuen uns, dass wir in acht Ausbildungen 88 Menschen auf eine ehrenamtliche Patenschaft vorbereiten konnten.

Welche Hilfestellungen bietet Lebensfarben für Kinder psychisch oder suchtkranker Eltern über die Patenschaften hinaus?

Im Januar starten wir, dank der Förderzusage von KIPS-NRW, mit der Planung eines Gruppenangebotes für Jugendliche von psychisch- und suchterkrankten Eltern. Es beinhaltet Psychoedukation, Hilfe zur Selbsthilfe und Unterstützung zu Alltagsthemen in Kombination mit verschiedensten Aktivitäten. Die begleitende Elternarbeit spielt hierbei eine große Rolle und wird als ein weiterer wichtiger Baustein gesehen.

Auf welchen Erfolg von Lebensfarben sind Sie besonders stolz?

Dass die Idee, die Versorgungslücke für Kinder von psychisch- und suchterkrankten Eltern im Oberbergischen Kreis zu schließen, umgesetzt werden kann. Seit gut vier Jahren wird unsere Arbeit durch Stiftungs- und Spendengelder finanziert und konnte trotzdem weiterwachsen.

Anfangs habe ich alleine als hauptamtlich Beschäftigte mit einer halben Stelle diese Pionierarbeit begonnen. Mittlerweile arbeiten wir in einem Team von sechs Teil- und Vollzeitbeschäftigen, sodass unsere Arbeit flächendeckend im ganzen Oberbergischen Kreis aufgebaut werden kann. Wir freuen uns, anerkannter Partner im psychosozialen Hilfenetz des Oberbergischen Kreises zu sein, auf das wir gegebenenfalls und selbstverständlich in Absprache und mit Zustimmung der Familien zugreifen können, um weitere bedarfsgerechte Hilfen zu vermitteln.

Was wünschen Sie sich persönlich für Kinder und Jugendliche von psychisch oder suchtkranken Eltern?

Ich wünsche mir, dass alle Kinder und Jugendlichen von psychisch und/oder suchterkrankten Eltern frühzeitig gesehen und gehört, gestützt und gestärkt werden.

Dass ihre Bedürfnisse in den Blick genommen werden und ihre Selbstwirksamkeit gefördert wird. Sie sollen die Möglichkeit bekommen, gesund, leichter und mit guten Perspektiven durch ihr Leben zu gehen.

Ich wünsche mir, dass die niederschwellige Unterstützung der betroffenen Kinder und Jugendlicher als Selbstverständlichkeit im Hilfesystem Deutschlands etabliert wird.

Sandra Karsten ist Case Managerin (DGCC) und Geschäftsführerin von Lebensfarben e.V. Als examinierte Krankenschwester hat sie in verschiedensten Versorgungsbereichen der Psychiatrie gearbeitet und weiß daher um die Ängste und Nöte von sucht- und psychisch kranken Eltern und deren Kindern. Für Sandra Karsten ist es eine echte Herzensangelegenheit, sich für das Wohl junger Menschen in der Gesellschaft einzusetzen und Familien zu stärken.

E-Mail Kontakt Lebensfarben e.V.