Pressemeldung
80 Jahre Kriegsende: Internationale Träger der Jugendbegegnung vernetzen sich beim LVR
80 Jugendliche und 40 europäische Kooperationspartner*innen folgen Einladung des LVR zu internationalem Netzwerktreffen des Programms „Jugend gestaltet Zukunft – Internationale Jugendbegegnungen an Orten der Erinnerung in Europa“ / Workshops und Besuch der Gedenkstätte Brauweiler / Jugendliche aus Italien, Griechenland und Tschechien aktuell auf Austauschfahrt in Moers, Geldern und Neuss
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- Beim internationalen Netzwerktreffen von Jugend gestaltet Zukunft in Köln. Foto: Karina Heinz/LVR
Köln. 7. Mai 2025. Sie sind aus Italien, Griechenland, Frankreich, Polen, Belgien, den Niederlanden, Tschechien, der Slowakei und sogar aus der Ukraine nach Köln gereist, um sich am 7. und 8. Mai bei einem internationalen Netzwerktreffen auszutauschen: 120 Gäste, davon rund 80 Jugendliche, die sich im Programm „Jugend gestaltet Zukunft – Internationale Jugendbegegnungen an Orten der Erinnerung in Europa“ engagieren. Das Datum für das Treffen ist nicht zufällig gewählt. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht und der Zweite Weltkrieg endete.
Schon seit 2008 organisiert der Landschaftsverband Rheinland (LVR) die internationalen Jugendbegegnungen an eher unbekannten Erinnerungsorten. Sie heißen Sant’Anna di Stazzema, Ano Viannos, Maillé, Lublin, Gent, Kojetín, Košice oder Baranivka. Hier wurden im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht grausame Verbrechen an der Zivilbevölkerung verübt. Eine Regiestelle beim LVR-Landesjugendamt Rheinland organisiert die Fahrten insbesondere für Jugendliche aus Einrichtungen der Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe – junge Menschen, die sonst meist nicht die Möglichkeit haben, an einem internationalen Jugendaustausch teilzunehmen.
Bei ihren Fahrten, die immer mit einem Gegenbesuch des Partnerlandes verbunden sind, besuchen die Jugendlichen beispielsweise Gedenkstätten, verrichten Freiwilligenarbeit auf Friedhöfen oder arbeiten gemeinsam an Kunstprojekten zum Thema Frieden. „Begegnung ist das beste Mittel, um Vorurteile zu widerlegen. Wir wollen mit unserem Programm dazu beitragen, dass Jugendliche sich mit der gemeinsamen Geschichte ihrer Länder auseinandersetzen und sich im besten Fall auch gegenseitig kennen- und schätzen lernen. Mit diesem internationalen Netzwerktreffen möchten wir vor allem die jungen Menschen beteiligen – Was sind ihre Themen rund um das Programm und wie können diese auf lokaler, nationaler oder europäischer Ebene sichtbar gemacht werden?“, sagt Inga Ackermann. Sie berät als Fachreferentin im LVR-Landesjugendamt Rheinland die Einrichtungen der Jugendsozialarbeit, die die Jugendbegegnungen durchführen.
Jugendgruppen aus dem italienischen Sant’Anna di Stazzema, dem griechischen Ano Viannos und dem tschechischen Kojetín haben den Gegenbesuch in ihren Partnerorten Moers, Geldern und Neuss mit dem Netzwerktreffen in Köln verbunden. „In meinem Dorf in Ano Viannos hatten wir wegen der Hinrichtungen durch die Nazis immer einen Vorbehalt gegenüber den Deutschen. Durch diese Reise werde ich mir meine eigene Meinung bilden“ sagt zum Beispiel der 19-jährige George.
Zeit zum Austausch und Kennenlernen haben die Jugendlichen sowie die zahlreichen europäischen Kooperationspartner*innen an den beiden Tagen viel. Zum Programm gehören neben dem Besuch des El-De-Hauses und gemeinsamen Workshops, bei denen sich die verschiedenen Erinnerungsorte vorstellen werden, auch ein Tag in der Abtei Brauweiler, wo eine Gedenkstätte deren wechselhafte Geschichte dokumentiert. Hierzu gehört auch die Zeit als „Arbeitsanstalt Brauweiler“ von 1815-1969. Während des Nationalsozialismus wurden verschiedene Gebäude auf dem Gelände als „Schutzhaftlager“ und Gestapo-Gefängnis genutzt. Die verschiedenen Workshops in Brauweiler werden dank der Kooperation mit dem LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum sowie dem LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland ermöglicht.
Seit dem Start im Jahr 2008 bereichern immer neue Erinnerungsorte das LVR-Programm: Zuletzt sind 2023 Gent in Belgien, Košice in der Slowakei und Kojetín in Tschechien hinzugekommen. Ganz neu aufgebaut wurde der Kontakt zu Partnern in der Provinz Limburg in den Niederlanden. Hier werden in diesem Jahr erstmalig Jugendbegegnungen durchgeführt. Die seit 2010 angebotenen Fahrten nach Baranivka in der Ukraine können aufgrund des russischen Angriffskrieges aktuell nicht stattfinden. „Gerade in Zeiten wie diesen ist die Bedeutung von Programmen zur Völkerverständigung und Demokratiebildung nicht hoch genug einzuschätzen. Ich freue mich, dass wir mit unserem Programm hierzu einen kleinen Beitrag leisten können“, so LVR-Jugenddezernent Knut Dannat.
Im Rahmen des Programms fanden im Jahr 2024 insgesamt 13 Jungendbegegnungen statt, sechs davon ins europäische Ausland und sieben im Rheinland. An den Fahrten nahmen insgesamt 245 Jugendliche teil, 122 davon aus dem Rheinland. Zudem gab es im Rahmen von zwei 80-jähigen Jubiläen, die an die Gräueltaten der Wehrmacht in Maillé/Frankreich sowie in Sant’Anna di Stazzema/ Italien erinnerten, zwei zusätzliche Fahrten von Fachkräften, sowie Vertreter*innen aus Verwaltung und Politik des LVR, um den Opfern zu gedenken und sich für ein „Nie-Wieder“ einzusetzen. Neben den Jugendlichen aus Moers, Geldern und Neuss sind aus dem Rheinland Jugendliche aus Hamminkeln, Wuppertal, Mönchengladbach, Kleve und Köln am Programm beteiligt.
Finanziert wird das Programm „Jugend gestaltet Zukunft – Internationale Jugendbegegnungen an Orten der Erinnerung in Europa“ aus Mitteln des NRW-Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration sowie des LVR.
Pressekontakt

Till Döring
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Gemeinsam erkundeten die Gäste des Netzwerktreffens Köln.
Foto: Karina Heinz/LVR
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Beim internationalen Netzwerktreffen von Jugend gestaltet Zukunft in Köln.
Foto: Karina Heinz/LVR
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