Pressemeldung
Von der Jugend bis ins hohe Alter: Herausforderungen und Perspektiven im Maßregelvollzug
27. Forensische Fachtagung „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“ in der LVR-Klinik Bedburg-Hau / Rund 250 nationale und internationale Fachleute aus Wissenschaft und Praxis / Thematische Bandbreite: von Jugendforensik über Wahn und Extremismus bis zu Demenz im Maßregelvollzug
Bedburg-Hau. 13. Mai 2025. In der LVR-Klinik Bedburg-Hau hat heute die 27. Forensische Fachtagung „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“ begonnen. Die renommierte Veranstaltung steht unter dem Titel „Once in a Lifetime“, einem berühmten Song der US-Band Talking Heads. Dieser bezieht sich auf die Momente und Phasen im Leben, die richtungsweisend sind – die prägen, die Weichen stellen oder sich in einer Krise manifestieren.
Eine dieser Phasen ist die Jugend, die für manche junge Menschen in Grenzüberschreitungen oder sogar strafbare Handlungen mündet. Wie kann präventiv verhindert werden, dass solche vielleicht „einmaligen Momente“ lebenslange Konsequenzen nach sich ziehen? Dass bereits Jugendliche auf unbestimmte Zeit in der Forensik untergebracht werden?
Gleich mehrere Vorträge und Workshops beschäftigen sich mit psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen, die schwere Straftaten begehen - und von denen einige nach Ausschöpfen oder gar Scheitern anderer Maßnahmen der Jugendhilfe und Justiz in einer forensischen Klinik behandelt werden. Stellt die Unterbringung dort eine Chance dar für die jugendlichen Patient*innen?
Dr. Wolfgang Weissbeck, Leitender Arzt und Unterbringungsleiter des Jugendmaßregelvollzugs in Rheinland-Pfalz, gibt einen Überblick über die Behandlung in der Jugendforensik und deren kontinuierliche Verbesserung.
Die Fachtagung deckt eine große Bandbreite der forensischen Arbeit über die komplette Lebensspanne der Patient*innen ab. „Demenz, Delikte und Diagnosen: Die besondere Herausforderung der Versorgung älterer Patient*innen in der forensischen Psychiatrie“ lautet der Titel des Vortrags von Priv.-Doz. Dr. Sandra Verhülsdonk vom LVR-Klinikum Düsseldorf. Die Zahl älterer forensischer Patient*innen wächst kontinuierlich und erfordert vielfältige Anpassungen in der Betreuung und Behandlung dieser Patient*innengruppe.
Einen bekannten Fall greift Univ.-Prof. Dr. Henning Saß in seinem Vortrag „Zur Differenzierung von Wahn, Extremismus und Verschwörungsdenken“ auf. Der ehemalige Ärztliche Direktor der medizinischen Fakultät der RWTH Aachen und Gutachter erörtert anhand des „Attentäters von Hanau“, der neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen hat und sich dann selbst tötete, wie sich ein krankhaftes Wahnsystem mit rassistischen, nationalistischen und verschwörungsgeneigten Themen angereichert hat.
Forensische Patient*innen sind Menschen, die in speziellen Kliniken untergebracht werden, weil sie aufgrund einer psychischen Erkrankung oder einer Suchterkrankung straffällig geworden, jedoch nur eingeschränkt oder gar nicht schuldfähig sind. Der Landschaftsverband Rheinland verfügt über ein Netzwerk von Spezialeinrichtungen für den Maßregelvollzug. An acht Standorten mit unterschiedlichen Behandlungsschwerpunkten werden psychisch kranke Straftäter*innen therapiert. Die forensischen Abteilungen der LVR-Klinik Bedburg-Hau, in denen rund 430 Patient*innen stationär behandelt werden, sind von überregionaler Bedeutung und darüber hinaus im Bereich der ambulanten Betreuung mit den regionalen Anbietern psychiatrischer Versorgungsangebote gut vernetzt.
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v.l.n.r. obere Reihe: Priv.-Doz. Dr. S. Verhülsdonk (LVR-Klinikum Düsseldorf), H. Höhmann (LVR-Klinik Bedburg-Hau), Prof. Dr. H. Saß (Gutachter, Aachen), V. Horn (LVR-Klinik Bedburg-Hau) v.l.n.r. untere Reihe: Dr. W. Weissbeck (Pfalzklinikum), M. Adomat (LVR-Klinikum Bedburg-Hau), S. Stephan-Gellrich (LVR Köln)
Foto: LVR / Brigitte Lohmanns
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