Pressemeldung
Pädagogik an der Hobelbank
Nach 26 Jahren bei der LVR-Jugendhilfe Rheinland Tönisvorst und 13 Jahren als Werkstattleiter geht Thomas Dittrich in den Ruhestand / Passgenaue Angebote für Jugendliche ohne Berufsperspektive
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- Nach 13 Jahren als Werkstattleiter geht Thomas Dittrich in den Ruhestand. Foto: Döring/LVR
Tönisvorst. 26. Mai 2025. „Die Jugendlichen, die zu uns kommen haben oft nur gelernt, dass sie nichts können und unerwünscht sind. Bei uns in der Werkstatt lernen sie, dass sie mehr können als sie glauben und auch gebraucht werden.“ Der Mann, der das sagt, weiß wovon er spricht, denn er leitet seit 13 Jahren die Schreinerei bei der LVR-Jugendhilfe Rheinland Tönisvorst, für die er seit 26 Jahren arbeitet – jetzt geht er in den Ruhestand. Thomas Dittrich arbeitet mit jungen Menschen aus den Wohngruppen des Trägers, die keine Perspektive sehen – beruflich und privat. Viele sind in belastenden Lebenssituationen, verweigern den Schulbesuch, haben Depressionen. Oft haben sie vielfache Bindungsabbrüche erlebt – bei ihren Eltern, in Pflegefamilien und in verschiedenen Einrichtungen der Jugendhilfe. „Um eine gute Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen, braucht man einen langen Atem“, sagt Dittrich. „Aber wir haben den Vorteil, dass kein anderer acht Stunden mit ihnen arbeitet – kein Therapeut, keine Lehrerin. Das machen nur wir“.
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- "Bei uns in der Werkstatt lernen die Jugendlichen, dass sie mehr können als sie glauben und auch gebraucht werden". Thomas Dittrich unterstützt sie dabei, Selbstvertrauen aufzubauen. Foto: Döring/LVR
Seit 1999 arbeitet der 62-Jährige jetzt für den Landschaftsverband Rheinland (LVR). Hier hat er aufbauend auf seine Tischler-Ausbildung auch eine Ausbildung zum Werk- und Rehapädagogen absolviert. „Diese zusätzliche Ausbildung hat mir ungemein geholfen und ich bin sehr froh, dass sie nun wieder von beiden Landschaftsverbänden angeboten wird“, sagt der Schreinermeister.
In der Schreinerei gibt es fünf Plätze für Jugendliche aus Wohngruppen der LVR-Jugendhilfe Rheinland. Neben der Schreinerei gibt es auf dem Gelände am Tempelsweg auch eine Malerei, eine Gärtnerei, eine Metallwerkstatt, eine Mobile Werkstatt und ein Jugendcafé mit insgesamt 17 Plätzen im Rahmen der Jugendhilfe. In der angeschlossenen Jugendwerkstatt stehen darüber hinaus 24 Plätze zur Verfügung, die für 16 bis 27-Jährige aus Krefeld mit erschwerten Startbedingungen vorgesehen sind. Eine gezielte Ausbildungsvorbereitung und die Entwicklung sozialer Kompetenzen soll ihnen den Berufseinstieg ermöglichen. Ein breites Angebot, das es den Jugendlichen mit Förderbedarf ermöglicht, sich handwerklich zu qualifizieren und sich auf das Berufsleben vorzubereiten.
Thomas Dittrich geht es in seiner Arbeit an erster Stelle darum, den Jugendlichen schnell Erfolgserlebnisse zu verschaffen, damit sie wieder an sich glauben, sagt er. „Natürlich entwickeln wir mit den jungen Leuten auch Zielperspektiven. Die Ziele sind aber ganz individuell und hören sich am Anfang oft erstmal klein an – zum Beispiel regelmäßig pünktlich bei der Arbeit zu erscheinen. Für jemanden, der jahrelang nicht zur Schule gegangen ist und keine Tagesstruktur hatte, ist das aber schon ein Riesenerfolg.“
Besonders freut es Dittrich, wenn Jugendliche es trotz widriger Startbedingungen schaffen, beruflich und privat Fuß zu fassen. „Mein letzter Lehrling ist mit neun Jahren von zu Hause in Marokko abgehauen und hat sich durch halb Europa gekämpft, bevor er mit 14 Jahren zu mir kam“, erzählt er. „Ich spreche Französisch und hatte dadurch einen guten Draht zu ihm. Meine Arbeit ging deutlich über die gemeinsamen Tage an der Werkbank hinaus. Da musste auch mal ein Konflikt mit dem Vermieter geklärt werden, oder bei Stress mit der Freundin getröstet werden.“ Heute montiert Dittrichs Lehrling Küchen und Möbel für eine große Firma am Niederrhein. „Das macht mich schon stolz und freut mich sehr für ihn“, sagt der Schreinermeister.
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- "Thomas Dittrich hat mit seiner Arbeit dazu beigetragen und für die Jugendlichen einige verschlossen geglaubte Türen geöffnet." Foto: Döring/LVR
Anita Decker ist kommissarische Einrichtungsleitung der LVR-Jugendhilfe Rheinland Tönisvorst, die neben Werkstätten auch teils hoch spezialisierte Wohngruppen, Erziehungsstellen, Tagesgruppen und Ambulante Hilfen anbietet. Auch sie weiß um den Erfolg des Konzepts „Pädagogik an der Hobelbank“: „Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrzahl der Jugendlichen bei der Entwicklung von Schlüsselqualifikationen und einer beruflichen Perspektive von dem werkpädagogischen Angebot profitieren. Thomas Dittrich hat mit seiner Arbeit dazu beigetragen und für die Jugendlichen einige verschlossen geglaubte Türen geöffnet. Ich danke ihm für seine langjährige engagierte und erfolgreiche Arbeit und wünsche ihm eine glückliche neue Lebensphase.“
Für die Zeit nach der Werkstatt hat Thomas Dittrich schon Pläne: „Ich bin leidenschaftlicher Gärtner und habe vor einigen Jahren mal 8.000 Quadratmeter Sumpf gekauft. Die bewirtschafte ich und baue dort Korbmacherweiden für Geflechte an. Ich freue mich darauf, mich darum ganz in Ruhe zu kümmern. Seinen ehemaligen Kollegen und den Jugendlichen rät Dittrich: „Bleibt im Gespräch miteinander und habt Geduld!“ Dies war auch ihm selbst bei seiner Arbeit immer ein großes Anliegen.
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Nach 13 Jahren als Werkstattleiter geht Thomas Dittrich in den Ruhestand.
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Thomas Dittrich ist ausgebildeter Werk- und Rehapädagoge.
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"Thomas Dittrich hat mit seiner Arbeit dazu beigetragen und für die Jugendlichen einige verschlossen geglaubte Türen geöffnet."
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"Bei uns in der Werkstatt lernen die Jugendlichen, dass sie mehr können als sie glauben und auch gebraucht werden". Thomas Dittrich unterstützt sie dabei, Selbstvertrauen aufzubauen.
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Till Döring
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