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„Zu 100 Prozent integriert“

Ingo Hofman musste nach Unfall rechter Unterarm amputiert werden / Der Schweißer arbeitet heute voll in seinem erlernten Beruf / LVR-Integrationsamt und Fachstelle beraten individuell und unterstützen bei der Arbeitsplatzgestaltung

Kreis Wesel, 28. November 2017. Ingo Hofman hat Glück gehabt. Als er mit elf Jahren auf einem Bahngelände spielt, passiert es: Er gerät zu nah an eine Stromleitung – die elektrische Spannung schießt durch seine rechte Körperhälfte über den Arm bis runter zum Fuß und verletzt ihn schwer. Sein Unterarm war danach nicht mehr zu retten und musste schließlich amputiert werden, genau wie ein Zeh am rechten Fuß. Trotzdem ist Ingo Hofman froh: „Wäre die Herzseite, also die linke Körperhälfte betroffen gewesen, hätte ich wohl nicht überlebt“.

Seinen Ehrgeiz hat ihm der folgenschwere Unfall nicht geraubt: „Ich wollte immer selber klarkommen und nicht von anderen abhängig sein“, betont er. „Mein Vater und mein Bruder waren Schweißer, diesen Beruf wollte auch ich unbedingt erlernen.“ Trotz einiger Schwierigkeiten ist es Ingo Hofman dann auch gelungen, seine Ausbildung mit 17 Jahren abzuschließen. Heute ist der 45-Jährige seit zweieinhalb Jahren bei dem Industriemontageunternehmen Kurt Schuhmacher KG in Neukirchen-Vluyn als Schweißer beschäftigt. Und er fühlt sich hier wohl: „Es ist das erste Unternehmen, das mich so intensiv unterstützt. Vorher bin ich vielen Vorurteilen über Menschen mit Behinderung begegnet. Wenn einer bei der Bewerbung sah, dass ich mit einer Behinderung lebe: Schon war ich raus.“

Projektleiter Willi Heiligers hingegen ist froh, dass er Ingo Hofman als Mitarbeiter für das Unternehmen im Kreis Wesel gewinnen konnte: „Ich kannte ihn schon vorher und war von seiner Arbeitsleistung und seinen Fähigkeiten absolut überzeugt. Er passt perfekt in unseren Betrieb und ist hier zu 100 Prozent integriert. Ich bin sehr glücklich darüber, dass auch unsere Geschäftsführung für die Anstellung von Menschen mit Behinderung ein offenes Ohr hat.“

Um die Schweißarbeiten ausführen zu können, musste sich Ingo Hofman lange Zeit mit selbst erstellten Schablonen behelfen, die zur Fixierungen der verschiedenen Teile dienten. „Die Schablonen sind jedoch sehr schwer. Außerdem fehlt mir die Genauigkeit beim Schweißen“, so Ingo Hofman. Die Kurt Schuhmacher KG hat dann Kontakt mit der Fürsorgestelle für schwerbehinderte Menschen des Kreises Wesel und dem Technischen Beratungsdienst des Integrationsamtes des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) aufgenommen und zusammen mit Ingo Hofman nach besseren Lösungen gesucht. Seit einem halben Jahr verfügt er an seinem Arbeitsplatz nun über einen hochmodernen, elektrisch höhenverstellbaren Schweißtisch. Er erlaubt ihm, die zu schweißenden Teile perfekt zu fixieren. Alle Zwingen und ein umfangreiches Zubehör lassen sich sehr leicht mit nur einer Hand bedienen. „Durch den flexibel einstellbaren Schweißtisch spare ich gegenüber der Arbeit mit den alten Schablonen circa zwei bis drei Stunden am Tag ein und kann deutlich präziser schweißen“, erklärt Ingo Hofman. Außerdem wird die linke Hand durch die neue Lösung stark entlastet. Zur Erhaltung seiner weiteren Arbeitsfähigkeit ist das enorm wichtig.

Erika Morsch von der Fürsorgestelle für schwerbehinderte Menschen des Kreises Wesel ist zufrieden, dass Ingo Hofman auf diese Weise die Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt möglich ist: „Ein Grad der Behinderung von 100 heißt noch lange nicht, dass jemand auch zu 100 Prozent nicht arbeiten kann. Und dazu sind wir da: Wir beraten in enger Zusammenarbeit mit dem LVR-Integrationsamt die Arbeitgeber sowie Arbeitnehmerinnen und -nehmer zur behinderungsgerechten Einrichtung und Ausstattung von Arbeitsplätzen. Dazu leisten wir auch finanzielle Hilfen in Form von Zuschüssen oder Darlehen.“

Michael Henkel vom Technischen Beratungsdienst des LVR-Integrationsamtes betont: „Uns ist eine dauerhafte Begleitung und Beratung wichtig. Um Ingo Hofman weiter die Arbeit zu erleichtern, ist als nächster Schritt die Anschaffung eines neuen, leichteren Handbrenners mit einer Fußsteuerung geplant. Wir schauen also immer einzelfallbezogen. Außerdem suchen wir natürlich auch nach Lösungen, die betriebswirtschaftlich Sinn machen und auf den Erhalt oder Neuschaffung eines Arbeitsplatzes für Menschen mit Behinderung abzielen.“

Der Technische Beratungsdienst des LVR-Integrationsamtes

Beratung und Unterstützung in allen Fragen rund um die Einrichtung und Ausstattung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderungen – das bietet der Technische Beratungsdienst des LVR-Integrationsamtes. Das Angebot ist für Arbeitgeber, das betriebliche Integrationsteam und schwerbehinderte Beschäftigte kostenlos. Sie können die Ingenieurinnen und Ingenieure zum Beispiel bei der Beurteilung des konkreten Arbeitsplatzes und der Arbeitssituation vor Ort im Hinblick auf die Behinderung oder bei der Suche nach technischen Hilfsmitteln und geeigneter Arbeitsplatz-Ausstattung zu Rate ziehen. Dazu gehört ebenfalls, die entstehenden Kosten zu prüfen und in Absprache mit anderen Bereichen des LVR-Integrationsamtes oder den örtlichen Fachstellen bei der Entscheidung mitzuwirken, in welcher Höhe ein Arbeitsplatz bezuschusst werden kann.

Weitere Informationen zur Fachstelle und zum Technischen Beratungsdienst:
www.kreis-wesel.de/de/themen/hilfen-im-arbeitsleben
www.integrationsamt.lvr.de

Pressekontakt:
Michael Sturmberg
Landschaftsverband Rheinland
LVR-Fachbereich Kommunikation
Tel 0221 809-7084
Mail michael.sturmberg@lvr.de

Bilder zum Download

  1. Ein Mann an einer Maschine.

    Der neue Schweißtisch hat für Ingo Hofman viele Vorteile. Die Zwingen lassen sich mit einer Hand leicht fixieren. Foto: Heike Fischer / LVR

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  2. Ein Mann an einer Maschine.

    Viele Zubehörteile des Schweißtisches ermöglichen viele flexible Einstellmöglichkeiten: So kann Ingo Hofman präziser schweißen, spart Zeit und sein linker Arm wird entlastet. Foto: Heike Fischer / LVR

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  3. Zwei Männer und eine Frau unterhalten sich.

    Erika Morsch und Michael Henkel (v.l.) sind für Menschen mit Behinderung und deren Arbeitgeber vor Ort im Einsatz: Sie beraten individuell und suchen nach Lösungen, die auch mit finanziellen Hilfen realisiert werden. Foto: Heike Fischer / LVR

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  4. Ein Maschine in Nahaufnahme.

    Die alten Schablonen zur Fixierung sind schwer und erlauben Ingo Hofman nur einen gewissen Grad an Genauigkeit beim Schweißen. Foto: Heike Fischer / LVR

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