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Pressemeldung

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Nach dem Maßregelvollzug: Gute Nachsorge und Rehabilitation sind die beste Prävention!

150 Fachleute reisten zu Tagung nach Bedburg-Hau / Fokus liegt auf der steigenden Zahl entlassener Forensik-Patienten / Justiz, Gemeindepsychiatrie und Maßregelvollzug in engem Austausch

Bedburg-Hau, 25. Januar 2018. Von rund 1500 Patientinnen und Patienten, die der Landschaftsverband Rheinland (LVR) als bundesweit größter Träger des Maßregelvollzugs an sechs Standorten im Rheinland versorgt, leben rund 260 außerstationär – in Heimen, im betreuten Wohnen oder der eigenen Wohnung. Über die angemessene Betreuung der wachsenden Zahl entlassener Menschen aus dem Maßregelvollzug tauschten sich heute rund 150 Fachleute aus ganz Deutschland in der LVR-Klinik Bedburg auf der Tagung „IN-OUT: „Bringen forensische Patientinnen und Patienten die Nachsorgesysteme an ihr Limit?“ aus.

Nicht nur die Zahl neuer forensischer Patienten und Patientinnen ist im vergangenen Jahr stark angestiegen, sondern auch die Zahl der Entlassungen aus dem Maßregelvollzug. Diese letztere Entwicklung beruht im Wesentlichen auf einer Gesetzesnovellierung im Jahr 2016, die auf eine kürzere Verweildauer der Patientinnen und Patienten im Maßregelvollzug abzielt. Darüber hinaus ordnen die Gerichte häufiger die Entlassung aus Verhältnismäßigkeitsgründen an, wenn in ihren Augen die Dauer der forensischen Unterbringung nicht mehr im Verhältnis zur Schwere der Straftat steht.

Die Maßregelvollzugskliniken bereiten daher die Patienten und Patientinnen von Anfang an stärker auf die Entlassung vor und werden in ihren Bemühungen von der Gemeindepsychiatrie dabei unterstützt, die Menschen nach ihrer Entlassung zu versorgen - beispielsweise bei der Suche nach außerstationären, betreuten Wohnformen.

„Jeder Patient und jede Patientin im Maßregelvollzug, bei der die Behandlung und Betreuung in der Klinik dazu geführt hat, dass von ihr in Freiheit keine schweren Straftaten mehr erwartet werden, hat den Anspruch auf Lockerung, langfristige Beurlaubung und nach erfolgreicher Bewältigung dieser Übergangszeiten auch auf die endgültige Entlassung – Maßregelvollzug ist keine Sackgasse, sondern ein therapeutisch hochgesicherter Transitbereich“, stellte Klaus Lüder, Fachbereichsleiter Maßregelvollzug beim LVR, fest.

Forensische Patientinnen und Patienten erwartet bei der Dauerbeurlaubung und Entlassung ein dichtes und aufwändiges Hilfenetz aus Bewährungshilfe, Führungsaufsicht, forensischer Nachsorge und den Betreuungssystemen der Gemeindepsychiatrie. Dr. Jack Kreutz, Chefarzt der forensischen Psychiatrie der LVR-Klinik Bedburg-Hau: „Nicht zuletzt aufgrund dieser intensiven Betreuung sind die Erfolgsquoten der Behandlung im Maßregelvollzug außergewöhnlich gut – bundesweit liegt die Rückfallquote deutlich unter zehn Prozent. Gute Nachsorge und Rehabilitation sind die beste Prävention!“

Wie und von wem ist eine solche Nachsorge zu leisten? Darüber referierten bei der heutigen Fachtagung Vertreterinnen und Vertreter der Führungsaufsichtsstelle des Landgerichts Kleve, der sozialpsychiatrischen Einrichtung Papillon e.V. in Kleve, der LVR-Klinik Bedburg-Hau sowie die Genesungsbegleiterin Claudia Franck. Ziel der Tagung ist der Austausch und die enge Vernetzung der verschiedenen Akteurinnen und Akteure, die an der Betreuung der dauerbeurlaubten und aus dem Maßregelvollzug entlassenen Patientinnen und Patienten beteiligt sind.

Zum Hintergrund:

Forensische Patientinnen und Patienten sind Menschen, die in speziellen Kliniken untergebracht werden, weil sie aufgrund einer psychischen Erkrankung oder einer Suchterkrankung straffällig geworden, jedoch nur eingeschränkt oder gar nicht schuldfähig sind. Der Landschaftsverband Rheinland verfügt über ein Netzwerk von Spezialeinrichtungen für den Maßregelvollzug. An sieben Standorten mit unterschiedlichen Behandlungsschwerpunkten werden psychisch kranke Straftäterinnen und Straftäter therapiert. Die forensischen Abteilungen der LVR-Klinik Bedburg-Hau, in denen rund 400 Patientinnen und Patientinnen stationär behandelt werden, sind von überregionaler Bedeutung.

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  1. Referierten bei der Fachtagung (v.l.n.r.): Claudia Franck, Genesungsbegleiterin, Dorothea Faust, Leiterin der Führungsaufsichtsstelle Landgericht Kleve, Josef Berg, Leiter Papillion e.V., Dr. Alexander Pantelatos, Chefarzt Forensik III, Dr. Jack Kreutz, Fachbereichsarzt Forensik, Dr. Rudolf Schlabbers, Chefarzt Forensik II. Foto: LVR

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Ansprechpartnerin für redaktionelle Rückfragen:

Landschaftsverband Rheinland
LVR-Fachbereich Kommunikation
Karin Knöbelspies
Tel 0221 809-7714
Mobil 01520-9321 803
Mail karin.knoebelspies@lvr.de

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