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Gemeinsam Gedenken gestalten

LVR eröffnet Gedenkstätte in Waldniel-Hostert / Über 500 Menschen beteiligt

Schwalmtal. / Köln. 29. Mai 2018. Eineinhalb Jahre nach der Vorstellung eines Modells wurde heute die architektonisch-künstlerische Erweiterung der Gedenkstätte in Waldniel-Hostert eingeweiht. Über 250 Gäste kamen auf dem ehemaligen Friedhof der einstigen Außenstelle der Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Süchteln-Johannistal zusammen, um an dem neu gestalteten Ort der über 500 Menschen zu gedenken, die hier starben – darunter 99 Kinder – viele nachweislich als Opfer der NS-„Euthanasie“.

Jürgen Wilhelm, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, skizzierte die unheilvolle Geschichte des Ortes und machte deutlich: „Diese Gedenkstätte wird ein bleibendes Mahnmal sein. Sie stellt einen sichtbaren Beitrag zur Aufdeckung jener Vorgänge dar, denen die Kranken und Behinderten zum Opfer fielen, und an welchen auch die Rheinische Provinzialverwaltung, also Ärzte, Pfleger und Verwaltungsmenschen als ausführende Organe ihren aktiven und schrecklichen Anteil hatten. Ich unterstreiche, dass die Zeiten der Barbarei niemals vergessen oder verschwiegen werden dürfen, und dass der LVR auch in Zukunft seinen Auftrag zur Aufarbeitung seiner Geschichte wahrnehmen wird.“

Bei der Erweiterung der Gedenkstätte stand für die beauftragte Künstlerin Katharina Struber und den Architekten Klaus Gruber stets die Beteiligung vieler Menschen im Mittelpunkt. So gab es nicht nur die über 500 Frauen und Männer, die eine Patenschaft übernommen haben, indem sie je ein Namensschild für einen getöteten Menschen schrieben – auch junge Menschen brachten sich ein und engagierten sich als Patinnen und Paten. Darüber hinaus fertigten Schülerinnen und Schüler der Europaschule Schwalmtal und des Berufskollegs des Kreises Viersen gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern des Kunsthauses Kannen große, bunte Kugeln aus Aluminium, die auf dem Gelände Erinnerungen an Knetkugeln und Spielzeug und damit an die getöteten Kinder wach werden lassen.

LVR-Direktorin Ulrike Lubek, die ebenfalls eine Patenschaft übernommen hat, unterstrich: „Aus der historischen Vergangenheit sah sich der LVR in der Verantwortung, als es darum ging, hier einen Ort des Gedenkens auszugestalten. Den getöteten Menschen soll hier in Würde gedacht werden. Deswegen war die Idee der Übernahme von Patenschaften, verbunden mit dem Schreiben der Namen angemessen und stimmig. Vor, während und nach dem Ritzen des Namens in Ton habe ich mich – intensiver als es sonst geschehen wäre – mit dem ‚Menschen hinter dem Namen‘ beschäftigt; Sein Leben, sein individuelles Schicksal hat mich sehr berührt. Dieser besondere Ort soll Mahnmal sein, dass wir uns auch heute erheben, wenn Menschen ausgegrenzt, diffamiert und bloßgestellt werden. Daher freue ich mich vor allem, dass auch viele junge Menschen gerne ihren Beitrag geleistet haben.“ Gemeinsam mit Jürgen Wilhelm überreichte sie an Bürgermeister Michael Pesch ein Gedenkbuch. Dieses „Buch der Namen“ enthält die Namen aller Opfer sowie Fotos der Namensschilder. Das Buch wird künftig öffentlich im Rathausfoyer der Gemeinde Schwalmtal ausliegen. Ein weiteres Exemplar wird im Archiv des LVR aufbewahrt.

Seit vielen Jahren setzt sich der LVR mit der Aufarbeitung seiner eigenen Geschichte vor, während und nach der NS-Zeit auseinander.

Die Gedenkstätte kann von Interessierten besucht werden, der Eintritt ist frei.

Weitere Infos zum Projekt unter www.gedenkstätte-waldniel.de

Pressekontakt:

Birgit Ströter
LVR-Fachbereich Kommunikation
Tel: 02 21 – 809 – 77 11

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  1. Jürgen Wilhelm, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, LVR-Direktorin Ulrike Lubek, Architekt Klaus Gruber, Künstlerin Katharina Struber, Bürgermeister der Gemeinde Schwalmtal Michael Pesch, Martina Wenzel-Jankowski, LVR-Dezernentin Klinikverbund und Verbund Heilpädagogischer Hilfen und Milena Karabaic, LVR-Dezernentin Kultur und Landschaftliche Kulturpflege eröffneten die Gedenkstätte in Waldniel-Hostert im Beisein von über 250 Gästen. Foto: Dietrich Hackenberg / LVR

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  1. Beteiligten sich an den Patenschaften: Schülerinnen des Maria-Lenssen-Berufskollegs aus Mönchengladbach mit ihrer Lehrerin Martina Kupka (1.v.l.). Foto: Dietrich Hackenberg / LVR

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  1. Mit den Namensschildern wird der über 500 ermordeten Menschen gedacht. Foto: Dietrich Hackenberg / LVR

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