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Pressemeldung

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„Verlorene Freiheit“ zeigt den Übergang der Demokratie zur NS-Diktatur

Neue Publikation in der LVR-Reihe „Rheinprovinz“ befasst sich mit der nationalsozialistischen Schutzhaft 1933/34 im heutigen Rhein-Erft-Kreis

Pulheim-Brauweiler. 14 Februar 2019. Seit zehn Jahren erinnert die Gedenkstätte Brauweiler an die Rolle der ehemaligen Arbeitsanstalt in nationalsozialistischer Zeit. Als Teil der Schriftenreihen „RHEINPROVINZ“ des Archivs des LVR sowie SCHRIFTEN ZUR GEDENKSTÄTTE BRAUWEILER ist nun ein von Josef Wißkirchen herausgegebenes Buch erschienen, das den Übergang von der Demokratie in die NS-Diktatur im Rhein-Erft-Raum zum Thema hat: „Verlorene Freiheit. Nationalsozialistische Schutzhaft 1933/34 im heutigen Rhein-Erft-Kreis“.

Das 664-seitige Buch ist das Ergebnis eines Projektes, an dem dreizehn Historikerinnen und Historiker, Archivarinnen und Archivare aus der Region mitgewirkt haben: Heinz Andermahr, Eric Barthelemy M.A., Dr. Frank Bartsch, Michael Cöln, Brigitte Daners, Hermann Daners, Wolfgang Drösser, Susanne Harke-Schmidt, Christoph Hoischen, Dr. Jochen Menge, Susanne Kremmer, Volker H. W. Schüler sowie Josef Wißkirchen.

Rund 500 Menschen wurden 1933/34 ohne richterliches Urteil verhaftet und eingesperrt: in den Amtsgerichtsgefängnissen in Brühl, Bergheim, Kerpen und Lechenich, in den Polizeigewahrsamen in Hürth-Hermülheim, Wesseling und Frechen, in den Kölner Gefängnissen Klingelpütz und Bonner Wall und insbesondere in der Arbeitsanstalt Brauweiler, in der das größte westdeutsche Lager für die Verhafteten entstand. Tatsächlich war die sogenannte Schutzhaft die Geburtsstunde der Konzentrationslager, in der Menschen ohne jeden Rechtsschutz der Willkür der Polizei und der Partei ausgeliefert waren.

405 Einzelschicksale aus den zehn Städten des Rhein-Erft-Kreises werden namentlich in dem Buch aufgelistet und, soweit möglich, mit Kurzbiographien vorgestellt. Dabei wird deutlich, dass eine Mehrheit der Bevölkerung die Nazis gewähren ließ, weil die Umsturzabsichten der Kommunisten gefürchtet waren. Beunruhigende Nachrichten aus dem stalinistisch-kommunistischen Russland wurden seitens des Regimes zur Hetzpropaganda gegen die deutschen Kommunisten benutzt. Vor allem in den Industrieregionen des Kreises kam es zu massenhaften Verhaftungen: Brühl, Hürth, Frechen und Bergheim. Diese Rechtsbrüche geschahen unter Mitwirkung des Regierungspräsidenten, der Landräte, der Bürgermeister und der ihnen untergeordneten Polizei.

Die detaillierten Untersuchungen zu den Anfängen der nationalsozialistischen Herrschaft liefern eine Vielzahl von bislang unbekannten Informationen zur Geschichte der Region. Im Dokumentenanhang sind bisher schwer zugängliche historische Quellen und ausführliche Tabellen zu den Wahlergebnissen 1930 bis 1933 zu finden. Für die wissenschaftliche Forschung, aber auch den Geschichtsunterricht, der sich um einen regionalen Bezug bemüht, liefert das Buch umfangreiches Quellenmaterial.

Zum Buch:
Josef Wißkirchen (Hg.): Verlorene Freiheit. Nationalsozialistische Schutzhaft 1933/34 im heutigen Rhein-Erft-Kreis
Rheinprovinz. Dokumente und Darstellungen zur Geschichte der Rheinischen Provinzialverwaltung und des Landschaftsverbandes Rheinland
Band 28, ISBN: 978-3-86331-452-1, 664 Seiten, 39 Euro

ISBN: 978-3-86331-902-1 (E-Book), 30 Euro

Weitere Informationen unter www.abteibrauweiler.lvr.de

Kontakt: Archiv des LVR, Tel. 02234 9854-356, Mail: archiv@lvr.de

Pressekontakt:
Birgit Ströter
LVR-Fachbereich Kommunikation
Tel. 02 21 – 809 – 77 11

Bild zum Download

  1. Cover der Publikation "Verlorene Freiheiten"

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