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KAoA-STAR geht in die nächste Runde

Voraussichtlich rund 9.300 Schülerinnen und Schüler mit Behinderung profitieren in den nächsten drei Jahren vom 30-Millionen-Euro-Programm des Landes NRW, der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe sowie der Bundesagentur für Arbeit NRW

Rheinland/Köln, 9. Oktober 2020. Das Land Nordrhein-Westfalen, die Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) und die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit NRW investieren innerhalb von drei Jahren fast 30 Millionen Euro in das Programm KAoA-STAR (Schule trifft Arbeitswelt), um die berufliche Integration von Schülerinnen und Schülern mit Beeinträchtigungen zu unterstützen. Die erste Vereinbarung endete am 31. Juli 2020. Die Partner waren sich schnell einig, dass sich aufgrund des Erfolges eine weitere Förderphase anschließen sollte und haben die Vereinbarung heute (Freitag, 9. Oktober 2020) in Münster um weitere drei Jahre verlängert. Insgesamt werden voraussichtlich rund 9.300 Schülerinnen und Schüler das Angebot einer behinderungsspezifischen beruflichen Orientierung wahrnehmen.

KAoA-STAR ist Teil der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf in NRW“. KAoA-STAR ebnet den Jugendlichen mit Beeinträchtigungen mit einem systematischen und flächendeckenden System der beruflichen Orientierung den Weg in die Arbeitswelt. Davon profitieren alle jungen Menschen mit einer Schwerbehinderung oder Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung in den Förderschwerpunkten „Geistige Entwicklung“, „Körperliche und motorische Entwicklung“, „Hören und Kommunikation“, „Sehen“ und „Sprache“ sowie Schülerinnen und Schüler mit einer Autismus-Spektrum-Störung.

Eine Zwischenbilanz von KAoA-STAR bestätigt den Erfolg: Allein im Jahr 2019 haben in NRW knapp 5.850 der begleiteten Schülerschaft aktiv an KAoA-STAR teilgenommen. Sie wurden dabei mit rund 11.650 einzelnen Maßnahmen unterstützt, davon rund 2.750 Potenzialanalysen, knapp 1.950 Berufsfelderkundungen und 2.500 Praktika. 207 von insgesamt 1.220 Schulabgängerinnen und -gängern haben direkt eine Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gefunden. Demnach konnten 17 Prozent der von KAoA-STAR begleiteten Schülerinnen und Schülern eine Anschlussperspektive auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt bekommen. Jedes Jahr beginnen in etwa 3.100 Schülerinnen und Schüler der KAoA-STAR-Zielgruppe neu mit der beruflichen Orientierung. Staatssekretär Dr. Edmund Heller: „Wenn man bedenkt, dass viele junge Menschen aufgrund ihrer Einschränkungen früher auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt kaum eine Chance hatten, dann sind diese Zahlen ein Riesenerfolg und jeder investierte Euro hat sich gelohnt!“

„Mit unserer Landesinitiative verfolgen wir das Ziel, alle jungen Menschen dazu zu befähigen, ihre eigene Berufsbiografie aktiv zu planen und zu gestalten. Das STAR-Programm stellt dabei die besondere Begleitung von Jugendlichen mit einer schweren Behinderung sicher und berücksichtigt ihre individuellen Bedarfe. Die Umsetzung der KAoA-STAR-Standardelemente im Gemeinsamen Lernen und an Förderschulen trägt somit maßgeblich dazu bei, die berufliche Orientierung chancengerecht und inklusiv zu gestalten“, sagte Susanne Blasberg-Bense, Abteilungsleiterin im Ministerium für Schule und Bildung.

Die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass Schülerinnen und Schüler mit einem besonderen Unterstützungsbedarf beim Übergang in die Arbeitswelt eine genau auf sie abgestimmte Unterstützung benötigen. LVR und LWL haben dazu die Integrationsfachdienste (IFD) in ganz NRW beauftragt, KAoA-STAR vor Ort umzusetzen. Der innovative Ansatz von KAoA-STAR – eine Kombination aus individueller Unterstützung durch die IFD und der frühzeitige Einsatz aufeinanderfolgender Elemente wie Potenzialanalyse, Berufsfelderkundung und Praxisphasen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt – hat sich in der Praxis bewährt. Die Fachkräfte des IFD sorgen dafür, dass der rote Faden im gesamten Berufsorientierungsprozess nicht verloren geht und der Übergang in das Arbeitsleben mit besonderer Fachexpertise begleitet wird.

„Viele Beispiele zeigen, dass ein strukturierter und begleiteter Prozess der Berufsorientierung auch jungen Menschen mit Unterstützungsbedarfen den Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt ebnen kann“, erläuterte Prof. Dr. Angela Faber, LVR-Dezernentin für Schulen, Inklusionsamt, Soziale Entschädigung. „Viele Erfolgsstorys wären ohne die differenzierten Instrumente aus dem Werkzeugkasten der Standardelemente von KAoA-STAR nicht möglich gewesen.“

„Wir helfen den jungen Menschen mit einer individuellen Berufswegeplanung, die den Fokus auf betriebsnahe Elemente wie Berufsfelderkundung und Praktika legt“, sagte LWL-Sozialdezernent Matthias Münning. „Die Fachkräfte des IFD unterstützen die Jugendlichen bereits drei Jahre vor der Schulentlassung im Berufsorientierungsprozess systematisch bei der Suche nach einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Außerdem beraten sie auch die potenziellen Arbeitgeber.“

Bianca Cristal, Geschäftsführerin Arbeitsmarktmanagement Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit meint: „KAoA-STAR ist eine Erfolgsgeschichte. Die Zahl der Jugendlichen mit Bedarf an besonderer Unterstützung, die eine Ausbildung aufnehmen, hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Wir freuen uns, dass das Engagement für Inklusion bei jungen Menschen sowie den Arbeitgebern zu diesen guten Ergebnissen führt. Für uns ist es daher keine Frage, dass wir den eingeschlagenen Weg auch in den kommenden drei Jahren fortsetzen. Wie wichtig das ist, zeigt sich aktuell. Der Ausbildungsmarkt ist in Folge der Pandemie für alle Jugendlichen angespannt. In dieser Situation ist es noch einmal mehr geboten, junge Menschen mit besonderen Unterstützungsbedarfen nicht aus den Augen zu verlieren und sie gut auf ihr Berufsleben vorzubereiten.“

Hintergrund

Bereits seit 2009 arbeiteten LVR und LWL gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen und der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit NRW zunächst als Projekt an dem Ziel, mehr berufliche Eingliederung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt und in berufsvorbereitende Maßnahmen außerhalb einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) zu erreichen. Gemeinsam mit dem Bundesprogramm „Initiative Inklusion“ haben LVR und LWL das Angebot 2012 flächendeckend in ganz NRW umgesetzt. Seit dem 1. Juli 2017 ist KAoA-STAR mit dem Abschluss einer Verwaltungsvereinbarung unter dem Dach von KAoA in ein Regelsystem eingemündet. Das NRW-Schulministerium gestaltet das Angebot mit. Zudem wird das Angebot über den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Foto zum Download

  1. V.l.n.r.: Prof. Dr. Angela Faber, LVR-Dezernentin Schulen, Inklusionsamt, Soziale Entschädigung, LWL-Sozialdezernent Matthias Münning, Tobias Nabers, Mitarbeiter der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster, Sabine Hustedt, Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Angelika Karrasch, Integrationsfachdienst Münster, Anja Esser vom NRW-Schulmiinisterium, Stylianos Vasileias, Auszubildender der Stadtwerke Münster und Barbara Molitor vom NRW-Sozialministerium nach der Unterzeichnung der Vereinbarung. Foto: Ralf Emmerich / LWL

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Fallbeispiele

Tobias Nabers (21 Jahre): Eine Fachkraft des IFD Münster und die Lehrerinnen der Förderschule für Geistige Entwicklung haben den jungen Mann in enger Zusammenarbeit drei Jahre lang bis zu seiner Schulentlassung begleitet. Zunächst nahm er an einer zweitägigen „Potenzialanalyse“ teil und lernte seine Stärken und Potenziale kennen. Im Anschluss probierte er sich im Rahmen der „Berufsfelderkundung“ in verschiedenen Berufsfeldern aus. Die nächste Station war ein „Training arbeitsrelevanter sozialer Kompetenzen“, das der IFD organisiert und begleitet hat. Hier lernen die Jugendlichen zum Beispiel den richtigen Umgang mit Vorgesetzten sowie Kolleginnen und Kollegen. Im Rahmen eines Betriebspraktikums bei den Abfallwirtschaftsbetrieben in Münster hat Nabers seine Vorgesetzten schnell von seinen Fähigkeiten und seinem Ehrgeiz überzeugt. Im Laufe eines anschließenden Langzeitpraktikums im gleichen Betrieb, entwickelte er weitere Kompetenzen und übernahm eigenständig immer mehr feste Aufgaben. Er nutzte jede Gelegenheit seinen Arbeitgeber zu unterstützen und von sich zu überzeugen. So bot er seine Arbeitskraft sogar an seinen freien Samstagen an. Der IFD unterstützte und beriet Nabers, die Schule und den zukünftigen Arbeitgeber. Zum Beispiel zu möglichen Fördermitteln wie dem „LWL-Budget für Arbeit“. Mit dieser Unterstützung, vor allem aber wegen seines eigenen Engagements ist der junge Arbeitnehmer seit Juli 2020 ein festes Teammitglied bei den Abfallwirtschaftsbetrieben in Münster.

Stylianos Vasileias (18 Jahre): Der gehörlose junge Mann wurde in enger Zusammenarbeit der Fachkraft des IFD Münster und den Lehrkräften der Förderschule für Hören und Kommunikation drei Jahre lang bis zu seiner Schulentlassung begleitet. Im Rahmen eines Betriebspraktikums bei den Stadtwerken Münster im Mai 2019 hat er seine Praktikumsanleiter von seinen vielen Fähigkeiten überzeugt. Der IFD informierte den potenziellen Arbeitgeber über mögliche Kommunikationsunterstützung wie den Einsatz von Gebärdensprachdolmetschern und besondere Technik für Hörgeschädigte. Damit konnten Bedenken des Arbeitgebers ausgeräumt werden und der junge engagierte Mann bekam einen Ausbildungsplatz als Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik.

Fallbeispiele: Fotos zum Download

  1. Tobias Nabers. Foto: Ralf Emmerich / LWL

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  2. Stylianos Vasileias. Foto: Ralf Emmerich / LWL

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Pressekontakt:

Michael Sturmberg
Landschaftsverband Rheinland
LVR-Fachbereich Kommunikation
Tel 0221 809-7084
Mail michael.sturmberg@lvr.de

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