Pressemeldung
Archäologische Kriegsrelikte im Rheinland
Köln. 2. Dezember 2014. Kriegsrelikte zeugen im Rheinland an vielen Orten vom Ersten und Zweiten Weltkrieg, aber auch vom Kalten Krieg. Zahlreiche Denkmäler dieser Zeit sind bereits in Vergessenheit geraten, spurlos verschwunden oder nur noch als Relikte erhalten.
Der neue, 356 Seiten umfassende Geländeführer „Archäologische Kriegsrelikte im Rheinland" des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland als Band 5 der erfolgreichen Reihe „Führer zu archäologischen Denkmälern im Rheinland" lädt seine Leserinnen und Leser zu einer Spurensuche in die jüngste Vergangenheit ein. Mit Texten, Bildern und Karten bietet er einen Wegweiser, 73 sehenswerte Boden- und Baudenkmäler vor Ort selbst zu erkunden und sich mit diesen Relikten auseinanderzusetzen.
„Erstmals in Deutschland stellen wir mit diesem Geländeführer archäologische Kriegsrelikte vor – noch dazu mit der Besonderheit, dass auch Objekte des Kalten Krieges beschrieben werden", so Dr. Wiebke Hoppe, Projektleiterin im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland.
Kaum bekannt sind die zahlreichen Relikte des Ersten Weltkrieges im Rheinland wie die neu entdeckte einzige Landesbefestigung Deutschlands von Kranenburg bis Emmerich mit im Wald gut sichtbaren Deckungsgräben und Bunkern. Fast vergessen ist auch eine Strategische Eisenbahnlinie zwischen Neuss und Rommerskirchen, die für Militärtransporte geplant war, über die aber nie ein Zug rollte. Die im Bergischen Land gelegenen Pulvermühlen im Elisenthal, im Helenental oder an der Wipper als Relikte der Rüstungsindustrie und die wenig bekannten Luftschiffhäfen in Köln und Düren laden wie viele weitere Denkmäler zu einer Entdeckungsreise an die Originalschauplätze ein.
Nicht nur besonders gut erhaltene Teile des Westwalls als wohl bekanntestes Kriegsrelikt des Zweiten Weltkrieges im Rheinland, sondern auch die Schlachtfelder im Hürtgenwald und im Reichswald lohnen einen Besuch. Die traurigen Folgen des Krieges bezeugen Luftschutzanlagen, Kriegsgefangen- und Zwangsarbeiterlager wie in Kerpen-Horrem, Jülich und Königswinter, aber auch die zahlreichen Friedhöfe und Kriegsdenkmäler.
Auch Hinterlassenschaften des Kalten Krieges wie Munitionsdepots in Brüggen und Kevelaer sowie Raketenstationen in Neuss und Sonsbeck gehören zu den vorgestellten Relikten, die 25 Jahre nach Ende dieser Periode unsere jüngste Vergangenheit im Rheinland erfahrbar machen.
Aus archäologischer Sicht vermittelt das Buch ein umfassendes, teils überraschendes Bild einer Zeit, die den meisten noch aus Erzählungen, Fotoalben oder eigenem Erleben bekannt ist.
Inventar der archäologischen Kriegsrelikte
Der Geländeführer ist ein Ergebnis des Projektes „Inventar der archäologischen Kriegsrelikte im Rheinland", das im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und mit finanzieller Förderung des Ministeriums für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurde. Im Rahmen des Projektes haben Archäologinnen und Archäologen mehr als 200 neue Objekte erfasst, davon 100 aus der Zeit des Kalten Krieges, 60 aus dem Ersten Weltkrieg. Der bereits umfassende Bestand von Objekten aus dem Zweiten Weltkrieg wurde um 40 Relikte ergänzt.
Wolfgang Wegener, Wissenschaftler im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland: „Aufgrund unserer Forschungsarbeiten wurden bereits 25 neu erfasste Objekte als Bodendenkmäler eingetragen, weitere werden folgen."
Der LVR stellte im Jahr 2014 aus Anlass des Beginns des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren vor Ort vier Objekte der Bevölkerung vor. Die Aktionstage fanden reges Interesse, viele Bürgerinnen und Bürger meldeten sich mit Objekten, Bildern und Schriftstücken, einige auch mit persönlichen Erinnerungen.
Zum Buch:
Archäologische Kriegsrelikte im Rheinland
Wiebke Hoppe und Wolfgang Wegener mit Beiträgen von Christoph Keller, Christiane Schmidt und Claus Weber, Führer zu archäologischen Denkmälern im Rheinland Band 5, Eine Veröffentlichung des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz; herausgegeben von Jürgen Kunow, Klartext Verlag, Essen, 2014, 356 Seiten, ISBN 978-3-8375-1323-3, 17,95 Euro
Pressekontakt:
Björn Mende
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