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„Wir sehen uns bereits heute hinsichtlich möglicher Anforderungen gut aufgestellt“

Interview zum Gebäudeenergiegesetz mit LVR-Bau- und Umweltdezernent Detlef Althoff

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LVR-Bau- und Umweltdezernent Detlef Althoff. Foto: Uwe Weiser/LVR

Noch vor der Sommerpause soll im Bundestag das Gebäudeenergiegesetz diskutiert werden. Was die geplanten Änderungen für Bauvorhaben der öffentlichen Hand bedeuten und warum sich der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hier gut aufgestellt sieht, erklärt Detlef Althoff, der nicht nur Bau- sondern auch Umweltdezernent des LVR ist, in diesem Interview.

Hinweis für Redaktionen:

Gerne vermitteln wir Ihnen auch ein Termin für ein eigenes Interview.

Worum geht es im Gebäudeenergiegesetz, Herr Althoff?

Das Gebäudeenergiegesetz, kurz GEG, betrifft sowohl Neubauten als auch Bestandsgebäude, dabei vorrangig deren Heizungstechnik und Wärmedämmstandard. Darüber hinaus werden bauliche Anforderungen an die Gebäudehülle definiert, also Wärmeschutz, Vermeidung von Wärmebrücken, Dichtigkeit usw.

Nach der jüngsten Überarbeitung des Gesetzesentwurfes soll die Heizungsvorgabe grundsätzlich erst gelten, wenn der Versorger eine „kommunale Wärmeplanung“ vorgelegt hat. Dies bedeutet insbesondere den Ausbau des Fernwärme- und Nahwärmenetzes, der bis 2027/2028 erfolgen soll. Die endgültige Fassung des Gesetzes bleibt aber ebenso wie die Förderbedingungen noch abzuwarten.

Die Herausforderungen für die öffentliche Hand als größtem Immobilieneigentümer in Deutschland liegen zukünftig in der Sanierung des Gebäudebestands. Auch der aktuelle Baukulturbericht des Bundes 2022/2023 positioniert sich hierzu eindeutig. Ausweislich dieses Berichts muss angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und Energiekrise der Kreislauf von fortwährendem Abriss und Neubau unterbrochen werden. Diese Auffassung wird von der Fachwelt ebenso geteilt.

Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Bestandsschutz ist gleichzeitig auch Klimaschutz. Denn für den Klimaschutz ist nicht nur die Betriebsenergie entscheidend, sondern auch die Emissionen, die bei Herstellung, Betrieb und Rückbau entstehen. Darüber hinaus bleiben wertvolle Ressourcen erhalten. Der Bestand ist aber nicht nur aufgrund der in ihm gespeicherten Emissionen, der sogenannten „Grauen Energie“, wertvoll, sondern auch aus immateriellen, kulturellen Gründen. Seinen Wert zu sehen und zu vermitteln, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Bestandsschutz ist im LVR gelebte Praxis. Die politischen Gremien in der Landschaftsversammlung Rheinland haben zuletzt umfangreiche Generalsanierungen von Schulgebäuden an vier Standorten im Rheinland beschlossen, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden.

Der LVR baut und saniert in den letzten Jahren im Rahmen seiner Gebäudezielplanung eine Vielzahl an Gebäuden. Fühlen Sie sich für die neuen gesetzlichen Anforderungen gut gerüstet?

Wir im LVR verfolgen die Diskussion um das GEG sehr aufmerksam, sehen uns aber bereits heute hinsichtlich möglicher Anforderungen gut aufgestellt. Der gesetzlich geforderte Effizienzhausstandard wird beim LVR bei Neubauten durch den bereits vor vielen Jahren von der Politik im LVR beschlossenen Passivhausstandard unterboten. Falls dieser Standard aus faktischen Gründen nicht eingehalten werden kann, wird der erhöhte Einsatz regenerativer Energien geprüft. Wir haben hierfür intern den Begriff des sogenannten „Hocheffizienzgebäudes“ geprägt. Bei Sanierungsmaßnahmen werden die Forderungen des GEG durch die ökologischen Standards des LVR in den eigenen „LVR-Checklisten des ökologischen Bauens“ eingehalten, qualitätsgesichert und darüber hinaus auch häufig übertroffen. Diese Checkliste ist im vergangenen Jahr nochmals komplett überarbeitet und aktualisiert worden und bezieht sich auf alle Planungs- und Bauphasen einer Baumaßnahme.

Hochhaus mit Nebengebäuden und Vorplatz
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Geplanter LVR-Neubau am Köln-Deutzer Ottoplatz. Bild: kadawittfeldarchitektur

Am Ottoplatz in Köln baut der LVR ein modernes Bürohaus, das nicht nur den Anforderungen an New Work gerecht werden soll, sondern auch besonders nachhaltig geplant wurde. Worauf haben Sie hierbei Wert gelegt?

Mit dem Neubau des Bürogebäudes streben wir im LVR die Platin-Zertifizierung, also die höchstmögliche Zertifizierung, der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen an. Das System gilt als eines der Fortschrittlichsten weltweit. Dabei wird konsequent der gesamte Lebenszyklus eines Projektes bewertet. Für unseren Neubau bedeutet dies, dass Materialien und Bauweisen hinsichtlich ihres Lebenszyklus untersucht und wo es möglich und wirtschaftlich vertretbar erscheint, nach den Kriterien des zirkulären Bauens, eingesetzt werden. Die Fassade wird mit einer hochwertig isolierenden Dreifachverglasung zur Minimierung der Wärmeverluste ausgeführt. Als Verkleidungsmaterial ist die Fassadenstruktur mit keramischen Lisenen aus Ton, einem natürlichen Baustoff, geplant. Die Konstruktion ist sortenrein trennbar und vollständig recyclebar.

Die Dachfläche der unmittelbar an das Hochhaus angrenzende Mantelbebauung wird vollflächig als Dachgärten zur Nutzung ausgebaut. Eine intensive Begrünung, befestigte Wege und diverse Nutzungsangebote gliedern die Dächer und verleihen dem Neubau eine ökologische Qualität, wobei das Gebäude dann auch einen Beitrag zur Feinstaubreduktion und der Artenvielfalt in Köln-Deutz leistet.

Begrünte Dachgärten auf einem Bürohaus
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Begrünte Dachflächen auf dem geplanten LVR-Neubau in Köln. Bild: Greenbox Landschaftsarchitekten

Ein weiterer, wichtiger Baustein ist das Energiekonzept des Neubaus. Um ein hohes Behaglichkeitsgefühl zu erhalten, wurde ein Raumklimakonzept entwickelt, mit welchem der effiziente Energieeinsatz gestaltet werden kann. So ist ein hoher Glasanteil vorgesehen, um den Tageslichtanteil zu erhöhen. Die künstliche Beleuchtung wird mit tageslichtgesteuerter LED-Beleuchtungstechnik umgesetzt. Über die flächendeckend installierten Heizkühldeckenelemente werden die hohen Anforderungen an die thermische Behaglichkeit erfüllt. Die Gebäudekühlung wird von einer Brunnenwasseranlage unterstützt.

Im Bereich der regenerativen Stromerzeugung wird auf dem Dach des Neubaus eine Photovoltaik–Anlage installiert. Die Bereitstellung der elektrischen Energie wird mit modernster Schaltanlagentechnik ausgeführt, was Übertragungsverluste reduziert. Wir haben außerdem so geplant, dass bis zu 100 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge in der Tiefgarage installiert werden können. Dies gibt uns die Möglichkeit, auf den voranschreitenden Ausbau der Elektromobilität unserer Fahrzeugflotte bedarfsgerecht zu reagieren.

Hinsichtlich des Energiebedarfs für den Neubau wurde eine thermische Gebäudesimulation durchgeführt. Als Ergebnis wurde ein Energiekonzept mit den Energieerzeugern Fernwärme, Kompressionskälte, Wärmepumpe und Grundwassernutzung mit Rheineinleitung gewählt.

Mit der DGNB-Zertifizierung für Büro- und Verwaltungsgebäude in der höchsten Bewertungsstufe „Platin“ strebt der LVR die bauliche Umsetzung eines nachhaltigen und vor allen Dingen zukunftsorientierten Verwaltungsgebäudes an. Das erste Etappenziel mit einem Vorzertifikat in der höchsten Auszeichnungsstufe wurde bereits erreicht, sodass wir sehr zuversichtlich sind, die „Platin-Zertifizierung“ auch am Ende der Baumaßnahme erreicht zu haben.

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    LVR-Bau- und Umweltdezernent Detlef Althoff.

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    Geplanter LVR-Neubau am Köln-Deutzer Ottoplatz.

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  3. Begrünte Dachflächen auf einem Bürohaus

    Begrünte Dachflächen auf dem geplanten LVR-Neubau in Köln.

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