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LVR- Studie zur Lebenssituation erwachsener Menschen mit Behinderung in Herkunftsfamilien: Zufriedenheit plus Zukunftssorgen

LVR befragt 276 Familien nach Leben mit erwachsenen Angehörigen mit Behinderung / Mehrheit äußert Zufriedenheit mit dem gemeinsamen Wohnen, aber auch Sorge vor Versorgung im Alter / Frühzeitige Beratung soll Alternativen aufzeigen und Übergänge fördern

Köln, 9. September 2025 – Wie leben erwachsene Menschen mit Behinderung, die bei ihren Eltern oder Geschwistern wohnen? Dieser Frage ist der Landschaftsverband Rheinland (LVR) in einer groß angelegten Befragung nachgegangen. Die heute im Sozialausschuss vorgestellte Studie „Lebensmodell Elternhaus?“ des LVR-Dezernates Soziales liefert erstmals umfassende Daten aus dem Rheinland: Befragt wurden 276 Familien mit erwachsenen Angehörigen mit Behinderung, die mindestens 25 Jahre alt sind. Die politische Vertretung des LVR hatte die Studie in Auftrag gegeben. Hintergrund war die Klärung der Motive und Gründe für das Verbleiben behinderter Menschen in ihrer Herkunftsfamilie, auch im Erwachsenenalter.

Die Ergebnisse zeigen: Die große Mehrheit der Befragten ist mit dem Zusammenleben in der Familie sehr zufrieden. 90 Prozent leben mit den mitunter schon recht betagten Eltern, 9 Prozent bei einer Schwester oder Bruder. Hauptunterstützungsperson ist mehrheitlich die Mutter. Für viele ist das Leben im Elternhaus keine Notlösung, sondern eine bewusst gewählte Lebensform, die Sicherheit, Stabilität und emotionale Nähe bietet. Gleichzeitig offenbart die Untersuchung deutliche Ambivalenzen: Viele Eltern – vor allem Mütter – leisten viele Stunden Unterstützung, fühlen sich belastet und sorgen sich, mit zunehmendem eigenen Alter die Unterstützung des Familienmitglieds nicht mehr leisten zu können. Auffällig ist zudem: Die jüngere Eltern-Generation steht ebenso wie jüngere Menschen mit Behinderung einem Auszug des behinderten „Kindes“ deutlich positiver gegenüber als Eltern über 70. Insgesamt äußern jedoch nur 18 Prozent der Menschen mit Behinderung und 27 Prozent der Angehörigen den Wunsch nach einem zeitnahen oder späteren Auszug des Familienmitglieds mit Behinderung.

Deutlich wird auch: Eine frühzeitige Zukunftsplanung ist entscheidend, damit Menschen mit Behinderung nicht unvorbereitet in Krisensituationen geraten, wenn der betreuende Elternteil verstirbt oder die Unterstützung nicht mehr leisten kann. Von den befragten Familien hatte jedoch nur eine Minderheit konkrete Pläne entwickelt oder Beratungsangebote genutzt.

Dirk Rist, Sozialdezernent des LVR: „Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass das Leben im Elternhaus für viele erwachsene Menschen mit Behinderung und ihre Familien eine bewusste Wahl ist – und keine Folge fehlender Alternativen. Gleichzeitig sehen wir die große Sorge und erleben in unserem Alltag als Träger der Eingliederungshilfe, welche belastenden Akut- und Krisensituationen entstehen können, wenn alt gewordene Eltern von heute auf morgen als Unterstützung ausfallen und kurzfristig alternative Betreuung gefunden werden muss. Wir wollen daher dazu beitragen, dass Familien frühzeitig Ansprechpartner und Beratung finden, um Perspektiven zu entwickeln und dass Menschen mit Behinderung auch in Zukunft selbstbestimmt und ihren Wünschen entsprechend wohnen können.“

Martina Zsack-Möllmann, Vorsitzende des Sozialausschusses der Landschaftsversammlung Rheinland: „Ich danke dem LVR ausdrücklich für diese wichtige Studie. Sie macht deutlich, wie groß die Zufriedenheit in den Familien ist – aber auch, wie dringend wir uns auf die Zukunft vorbereiten müssen. Denn bei aller Verbundenheit und Nähe: Die Entlastung der Angehörigen und die Vorbereitung von Übergängen dürfen nicht erst im Notfall beginnen. Umso mehr begrüße ich es, dass der LVR unmittelbar Handlungsempfehlungen erarbeiten wird, um Beratung und Unterstützung niederschwellig und aufsuchend auszubauen. Das ist ein wichtiges Signal für die Familien im Rheinland.“

Die Befragungsergebnisse fließen ein und bestärken die bereits laufenden Arbeiten im LVR-Dezernat Soziales zur Weiterentwicklung von Beratung und einer frühzeitigen Begleitung und Unterstützung von Übergangsprozessen durch das LVR-Fallmanagement.

Die gesamte Befragung können Sie hier herunterladen: https://www.lvr.de/de/nav_main/soziales_1/berdasdezernat/studien_und_evaluationen/studien_und_evaluationen_1.jsp

Weiterführende Informationen zum Wohnen und Alltag von Menschen mit Behinderung finden Sie hier:
https://www.lvr.de/de/nav_main/soziales_1/menschenmitbehinderung/wohnen/leistungenzumwohnen_1.jsp

Bilder zum Download

  1. Auf dem Bild ist ein Säulendiagramm zu sehen.

    Wie zufrieden sind die Familien mit der Wohnsituation?

    Foto: LVR

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  2. Auf dem Bild ist ein Säulendiagramm zu sehen.

    Wie wollen/werden die Menschen mit Behinderung zukünftig wohnen?

    Foto: LVR

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  3. Auf dem Bild ist ein Säulendiagramm zu sehen.

    Wünscht die Familie sich den Auszug?

    Foto: LVR

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