Pressemeldung
kinderstark – NRW schafft Chancen. Das neue Landesprogramm fördert den Auf- und Ausbau von kommunalen Präventionsketten in NRW
Mit dem Aufruf „kinderstark – NRW schafft Chancen“ unterstützt das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration (MKFFI) seit diesem Jahr alle Kommunen in Nordrhein-Westfalen bei der Strukturentwicklung im Bereich Prävention. Das Ziel ist es, die Chancen auf ein gelingendes Aufwachsen sowie die gesellschaftliche Teilhabe von Kindern und Jugendlichen zu verbessern und den möglichen Folgen von Armutslagen frühzeitig entgegenzuwirken.
Der Aufruf „kinderstark – NRW schafft Chancen“ soll gleichzeitig einen Einstieg in eine dauerhafte Stärkung kommunaler Prävention mit Unterstützung des Landes darstellen. Dafür sollen den Kommunen jährlich über 14 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, vorbehaltlich der Zustimmung des Haushaltsgesetzgebers für künftige Haushaltsjahre.
Die Kommunen werden bei der Umsetzung durch das Institut für Soziale Arbeit e.V., Münster und die Landesjugendämter Rheinland und Westfalen unterstützt. Gemeinsam mit dem MKFFI als Auftraggeber werden Beratungs- und Qualifizierungsangebote abgestimmt und geplant.
Gefördert werden vorrangig strukturbildende Maßnahmen zur Stärkung kommunaler Vernetzung und Koordinierung in Hinblick auf die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit und Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Familien. Hierzu sollen die Kommunen eine ämter- und dezernatsübergreifende Netzwerkkoordinierung für Kinder ab vier Jahren bis zum Übergangssystem Schule – Beruf/Studium einrichten.
Förderzweck
Darüber hinaus können ausgewählte Maßnahmen an Regeleinrichtungen in benachteiligten Quartieren gefördert werden, um die Entwicklungs- und Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Dabei geht es vor allem darum, kooperative Praxis an der Schnittstelle zu Schule und Gesundheitswesen auszubauen.
Die Umsetzung in 2020
Trotz der Corona bedingten schwierigen Rahmenbedingungen ist der Aufruf Ende April auf großes Interesse gestoßen. Die Jugendämter, die in fast allen Fällen die Verantwortung für die Antragstellung und damit die Präventionskette haben, haben die Initiative des MKFFI zum Auf- und Ausbau von Präventionsketten und zur Armutsprävention begrüßt.
Im Rahmen der Antragsberatung, die die Landesjugendämter Rheinland und Westfalen im Auftrag des MKFFI übernommen haben, hatte das Team der LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut in den zurückliegenden Monaten Beratungskontakte zu ca. 65 Jugendämtern im Rheinland, das sind zwei Drittel aller Kommunen mit eigenem Jugendamt. Bis Ende September haben 30 Jugendämter einen Antrag gestellt; alle Anträge wurden bewilligt.
In allen Förderbereichen des Aufrufs sind Maßnahmen geplant. Neben dem Auf- und Ausbau der kommunalen Koordination, die überall Thema ist, sollen:
- Familiengrundschulzentren entstehen, um Eltern als kompetente Bildungspartner*innen ihrer Kinder zu stärken und in gemeinsamer Verantwortung von Eltern und Schule den Grundschulkindern eine chancengerechte Bildungsbeteiligung zu ermöglichen.
- Lotsendienste in Geburtskliniken Familien frühzeitig auf geeignete Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebote für die Zeit nach der Geburt hinweisen.
- Lotsendienste in Kinder- und Jugendarztpraxen oder gynäkologischen Arztpraxen helfen, familiäre Belastungen frühzeitig erkennen und eine Überleitung in geeignete Unterstützungsangebote unterstützen.
- Familienbüros als niedrig¬schwellige Service- und Lotsenstellen für Familien in den Sozialräumen ausgebaut werden.
- aufsuchende Angebote an Regeleinrichtungen wie Kitas, Familienberatungsstellen oder auch Jugendeinrichtungen ausgebaut werden, um Familien in belasteten Lebenssituationen wie Armut und Neuzuwanderung sowie Kinder mit chronischen Erkrankungen, Behinderung oder psychisch erkranktem Elternteil besser unterstützen.
Kommunen, die in diesem Jahr keinen Antrag gestellt haben, haben dies mit den Belastungen und Einschränkungen der Pandemiebekämpfung, fehlenden Ressourcen für Antragstellung, Kooperationsgespräche mit Präventionspartner*innen, aber auch Haushaltsmitteln sowie der formal nur bis zum 31.12.2020 laufenden Projektförderung begründet. Gleichwohl haben alle signalisiert, bei einer frühzeitigen Ausschreibung des Aufrufs 2021 einen Antrag stellen zu wollen.
Ausblick auf 2021
Die Ausschreibung des Aufrufs für 2021 durch das MKFFI ist für den Herbst geplant. Die Förderbereiche bleiben unverändert, so dass bereits jetzt alle interessierten Kommunen mit der Planung beginnen können. Sie sollten dabei berücksichtigen, dass der Förderbereich 1 „Kommunale Koordination“ von zentraler Bedeutung ist. Erst wenn die Kommune eine konzeptionelle Rahmung hin zur Entwicklung einer Präventionskette hat, können die Maßnahmen der anderen Förderbereiche 2–6 beantragt werden. Dazu können u.a. die Einrichtung von Koordinationsstellen und -aufgaben, von Steuerungsgremien, der Präventionskette und von Vernetzungen sowie ggf. politische Beschlüsse gehören.
Die letzten Monate der Pandemiebekämpfung haben unter anderen deutlich gemacht, dass gerade Kinder und Jugendliche aus (armuts-)belasteten Familien besonders betroffen sind. Fehlende technische Ausstattung, der fehlende Besuch von Bildungseinrichtungen wie Kita, Jugendeinrichtung und Schulen sowie die Einschränkungen des sozialen Miteinanders mit den Peers schlagen bei ihnen besonders zu buche.
„kinderstark“ ist deshalb ein wichtiger Impuls, die Prävention in den Kommunen weiter voranzubringen und den Blick wieder verstärkt auf die Rechte von Kindern und Jugendlichen zu richten. Dies sollten wir gemeinsam nutzen.
Das Team der Koordinationsstelle Kinderarmut unterstützt deshalb gerne bei der Antragstellung und den Umsetzungsprozessen vor Ort – sprechen Sie uns an.