Frühförderung Sehen
Frühe Hilfe ist die wirksamste Hilfe
Sehen ist keine angeborene Fertigkeit, sondern wird im Laufe der ersten sieben Lebensjahre erlernt. Dabei ist Sehen nicht nur eine Leistung der Augen, sondern auch des Gehirns; je klarer eine Abbildung gesehen wird, umso mehr Nervenzellen im Gehirn werden aktiviert und erleichtern die Speicherung der Bilder und das spätere Wiedererkennen.
Da Kinder ihre Sehschädigung in der Regel sehr gut kompensieren können, sollte bei den ersten Anzeichen unbedingt eine genaue, kindgerechte Diagnostik erfolgen, um so früh wie möglich Hilfen anzubieten.
Schlechte Beleuchtung, unklare Abbildungen, fehlende Hilfsmittel (Brille, Lupe usw.) und zu große Entfernung sind mit Ursache, dass sich im Gehirn unscharfe Bilder des jeweiligen Gegenstandes einprägen und später nur schwer korrigiert werden können.
Welche Anzeichen können auf eine Sehschädigung hinweisen?
Organische Auffälligkeiten, wie z.B. zu kleine oder zu große Augäpfel, Trübungen im Auge, Augenzittern (Nystagmus), Schielen ab dem 6. Lebensmonat.
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) unterhält im Rheinland fünf Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Sehen. Die Angebote zur Früherkennung und Frühförderung wenden sich an blinde, sehbehinderte und mehrfach behinderte sehgeschädigte Kinder.
Frühförderung hilft dem Kind
- das individuelle Sehvermögen zu nutzen und zu schulen
- seinen Tast- und Gehörsinn verstärkt einzusetzen
- Freude an Kommunikation zu entwickeln und Kontakte zu knüpfen
- an den Spielangeboten Spaß zu haben und sich an den eigenen Fortschritten zu freuen
Weitere Erkennungsmerkmale
Entwicklungsalter | Sehentwicklung | Anzeichen für Sehschädigung |
---|---|---|
0 - 1 Mon. | Pupille reagiert auf Licht | Pupillenreaktion |
1 Mon. | Akzeptanz von normalem Licht | Blinzeln, kneift Augen zu |
2 Mon. | Blickkontakt, langsame Folgebewegungen | schaut nicht auf Gesichter suchende Augenbewegung |
3 - 4 Mon. | Schaut von einem zum anderen Gegenstand | schaut nicht abwechselnd |
3 - 6 Mon. | greift nach Objekten | greift nicht oder daneben |
7 Mon. | umrundet Hindernisse | stößt an Hindernisse |
7 - 10 Mon. | entdeckt kleine Objekte | hebt kleine Objekte nicht gezielt oder gar nicht auf, auffällige Kopfhaltung beim Greifen |
10 Mon. | erkennt Gesichter aus der Ferne | reagiert nicht auf entfernte Gesichter |
18 Mon. | interessiert sich für Bilder | geht nah an Abbildungen oder reagiert nicht |
2 - 3 Jahre | erkennt und benennt Details auf Bildern | kann Details nicht erkennen |
3 - 5 Jahre | ordnet Farben zu und benennt sie | kann nicht zuordnen und benennen |
3 - 4 Jahre | steigt Treppen, erkennt Hindernisse | geht langsam, stolpert häufig |
5 - 6 Jahre | malt und kann ausmalen | hat Schwierigkeiten beim Malen malt über die vorgegebene Linie |
Unsere Angebote für Kinder:
- Überprüfung des Sehvermögens im Alltag durch Frühförderung und Orthoptistin
- Frühförderung in Absprache mit Augenärzten
- Einzelförderung zu Hause in den Räumen der FF und im Kindergarten
- Spielgruppen
- Vorbereitung auf die Schule in der Vorschulgruppe
- Anbahnung von Orientierung und Mobilität
- Musiktherapie
Unsere Angebote für Eltern:
- Individuelle Beratung und Informationsveranstaltungen
- Eltern-Kind-Aktivitäten
- Beratung im Hinblick auf spezifisches Spielmaterial und der sehbehinderten/ blindengerechten Gestaltung der Umgebung
- Hilfsmittelberatung
- Beratung zu Fragen der Orientierung, Mobilität und lebenspraktischen Fertigkeiten
- Schullaufbahnberatung
Weitere Angebote:
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit allen beteiligten Fachkräften und Einrichtungen
- Beratung und Fortbildung für Erzieher und Therapeuten
- Verknüpfung mit Beratungsstellen, Krankengymnastik und Behindertensport
Wichtiger Hinweis: Von der Geburt bis zur Einschulung ist Frühförderung kostenlos und rezeptfrei.