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Europäische Territoriale Zusammenarbeit (ETZ) im LVR

Der LVR ist an zahlreichen europäischen Kooperationen mit grenzüberschreitender, transnationaler oder interregionaler Ausrichtung beteiligt, im Rahmen deren zahlreiche Projekte aus EU-Mitteln der sog. Europäischen Territorialen Zusammenarbeit (ETZ/Interreg) kofinanziert werden.

Grenzüberschreitende Kooperationen

Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens

Eine besondere Partnerschaft verbindet den Landschaftsverband Rheinland mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Diese grenzt im Westen an das Mandatsgebiet des Landschaftsverbandes. Sie hat etwa 77.000 Einwohner*innen und verfügt über eine weitreichende Autonomie, ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung.

Auf Grund der direkten Nachbarschaft und des vergleichbaren Aufgabenzuschnitts bieten sich hier viele Kooperationsmöglichkeiten, von denen beide Seiten profitieren. So besuchen Schüler*innen der Deutschsprachigen Gemeinschaft Schulen des Landschaftsverbandes in Aachen, während deutsche Pflegekinder ein neues Zuhause in einer Pflegefamilie auf belgischer Seite finden. Im kulturellen Kontext berät der LVR-Fachbereich Kultur in musealen Fragestellungen und die Denkmalpflege des LVR bei der Sanierung von Denkmälern in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Auch zwischen den Museen herrscht reger fachlicher Austausch. Über die kulturelle Zusammenarbeit finden Sie Informationen auf den Seiten des Dezernates Kultur.

Eine fachübergreifende Kooperationsgrundlage bildet seit 2006 ein offizielles Partnerschaftsabkommen, das 2022 erneuert worden ist. Die DG-Zusammenarbeit profitiert von Beginn an von einem gemeinsamen „Arbeitsausschuss DG-LVR“ und dem Instrument der sog. Arbeitsprogramme. In diesem verständigen sich die betroffenen Partner-Dienststellen auf verbindlich zu behandelnde Fragestellungen über jeweils 24 Monate. Organisiert wird dieser Abstimmungs- und Evaluierungsprozess durch die zentrale LVR-Europakoordination, u. a. durch einen LVR-internen Jour Fixe, wobei diese verbandsinterne Kommunikationsplattform mit EU-Bezug zunehmend auch für die Kommunikation von EU-Querschnittsthemen genutzt wird. Zudem ist in diesem Kontext auf die Hospitationsmöglichkeiten hinzuweisen, die das Kooperationsabkommen zwischen DG und LVR vorsieht. Hiervon haben in Vergangenheit bereits Verwaltungsmitarbeitende auf beiden Seiten der Grenze Gebrauch gemacht. Es ist im Rahmen des gemeinsamen Arbeitsprogrammes von DG und LVR beabsichtigt, dieses Instrument der Personalentwicklung künftig noch stärker strategisch zur Personalbindung zu nutzen.

Euregio Rhein-Waal

Grenzüberschreitend ist der LVR als vollwertiges Mitglied mit Sitz und Stimme auch in den politischen Gremien der Euregio Rhein-Waal vertreten. Zudem nutzen die jeweiligen LVR-Dienststellen, v. a. im kulturellen Bereich, im Bereich der psychiatrischen Versorgung und bei der Hilfe für Menschen mit Behinderungen im grenznahen Raum ebenfalls regelmäßig die Möglichkeit, sich mit Partner*innen auf der niederländischen Seite auszutauschen und von diesen zu lernen.

Beispielhaft kann hier auf das 2006 gegründete LVR-Institut für Konsulentenarbeit (Kompass), das Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen Hilfe in schwierigen Lebenssituationen bietet, verwiesen werden. Dessen pilothafte Erprobung auf rheinischer Seite nach niederländischem Vorbild war einst Gegenstand eines erfolgreichen EU-Interreg-A-Antrags in der Euregio Rhein-Waal.

Ein weiteres Projektbeispiel aus der jüngeren Zeit ist das EU-Interreg-A-Projekt „RheijnLand. Xperiences“. Von Januar 2017 bis März 2020 beteiligten sich acht Museen, u. a. der LVR-Archäologische Park Xanten, außerdem Tourismusverbände und Hochschulen auf beiden Seiten der deutsch-niederländischen Grenze mit dem Ziel, eine gemeinsame Applikation zu erstellen, die insbesondere Jugendliche ansprechen sollte. Durch diese App in Form eines Spiels werden die verschiedenen Museen nun miteinander verbunden und es wird der Anreiz geweckt, alle Einrichtungen auch grenzüberschreitend zu besuchen. Daneben waren interkulturelle Begegnungen und Fortbildungen für verschiedene Gruppen, u. a. von Museumsmitarbeitenden, fester Bestandteil des Projekts.

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Transnationale Kooperationen

Europäisches Gartennetzwerk EGHN

Das Europäisches Gartennetzwerk (European Garden Heritage Network – EGHN) bringt Gartenfachleute, Behörden, Stiftungen und Tourismusagenturen zusammen, um durch die Vernetzung von Parks und Gärten deren Attraktivität zu steigern. Ziel des Netzwerkes ist es, zu zeigen, welche Bedeutung Parks und Gärten für ihre Region besitzen und welche Chancen für die regionale Identität innerhalb Europas in der Gartenkunst ruhen.

Partner aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Großbritannien und Frankreich entwickeln seit 2003 Maßnahmen und Strategien, um die Rahmenbedingungen für den Erhalt und Ausbau von Parks und Gärten verbessern und immer mehr Menschen für die Gartenkunst zu begeistern. Das EGHN wurde initial mit EU-Fördermitteln aus INTERREG III B NWE unterstützt.

Route der europäischen Industriekultur ERIH

Die Route der europäischen Industriekultur (European Route of Industrial Heritage - ERIH) ist das Netzwerk der wichtigsten Standorte des industriellen Erbes in Europa. Herausragende Industriedenkmäler im einstigen Herzen der industriellen Revolution in Großbritannien, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland veranschaulichen die gesamte Bandbreite der europäischen Industriegeschichte. An diesen so genannten Ankerpunkten erleben Besucher*innen das attraktive touristische Angebot vor Ort, interessante Führungen, Multimedia-Präsentationen und herausragende Events. Zahlreiche Themen- und regionale Routen erschließen europäische Industriegeschichte und zeichnen mögliche Verbindungslinien. Prominente Ankerpunkte der europäischen Industriekultur sind die Schauplätze Solingen und Euskirchen des LVR-Industriemuseums, auch die anderen vier Schauplätze sind Teil des Netzwerkes. Auch ERIH wurde initial mit EU-Fördermitteln aus INTERREG III B NWE unterstützt sowie in der Folge aus Mitteln des EU-Kulturförderprogramms "Kreatives Europa".

eMen: e-mental health innovation and transnational implementation plattform North-West Europe

Das unter niederländischer Konsortialführung stehende, multinationale Projekt zur Implementierung und Evaluation von e-Mental-Health-Anwendungen begann im Mai 2016 im Rahmen des Strukturförderprogramms "Interreg North-West EuropeInnovation Programme“ und wurde im Juni 2020 bis Juni 2022 verlängert. Innerhalb des Projektes war das LVR IVF als Package Leader neben der Unterstützung der Arbeit der drei Work Packages zur Projektentwicklung und -implementierung, Öffentlichkeitsarbeit sowie Erarbeitung einer transnationalen Koperationsplattform vor allem für die Entwicklung europäischer Politikempfehlung für die Implementierung von e-Mental-Health verantwortlich.

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Interregionale Kooperationen

UrbanLinks 2 Landscape (UL2L)

Seit 2018 ist der LVR Leadpartner des Interreg-Europe-Projekts "UrbanLinks 2 Landscape" (UL2L). Das Projekt widmet sich der Frage, wie urbane (Frei-) Flächen entwickelt und mit der umgebenen (Kultur-)Landschaft verknüpft werden können und so zu einer besseren Nutzung für die Bevölkerung führen. In Verbindung mit dem Action Plan NRW hat der LVR Maßnahmen wie z.B. den Inklusiven Fuß- und Radweg in der Klimalandschaft zwischen Schloss Dyck und Jüchen-Süd benannt.

Selbstverwaltungsbezirk Košice

Themenfeldübergreifend pflegt der LVR den interregionalen Austausch mit dem Selbstverwaltungsbezirk Košice in der Ostslowakei. Auch dieser Partnerschaft liegt ein formelles Kooperationsabkommen zu Grunde, das im Jahr 2007 von beiden Seiten unterzeichnet worden war. Der Bezirk Košice hat 767.000 Einwohner*innen. Die Stadt Košice ist mit 242.000 Einwohner*innen nach Bratislava die zweitgrößte Stadt der Slowakei und ein bedeutendes Zentrum für die griechisch-katholische, römisch-katholische sowie die evangelische Kirche. Košice ist reich an Kultur – die Museen und Galerien verwalten und pflegen ein mannigfaltiges Erbe. Kern des mit dem LVR getroffenen Abkommens ist die Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Verwaltung, Schule, Soziales und Gesundheit und Kultur.

Die LVR Schule am Königsforst mit dem Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung hat im Rahmen eines Comenius-Projektes mit der Partnerschule Spojená škola in Košice ein barrierefreies Wörterbuch entworfen. Im Rahmen dessen verbrachten die Schülerinnen und Schüler der Förderschule am Königsforst 10 Tage in der Slowakei und umgekehrt. Im Rahmen des Nachfolge-EU-Förderprogramms Erasmus+ hat die LVR Schule am Königsforst 2017 ein weiteres Projekt gestartet. Gemeinsam mit der Partnerschule Spojená škola in Košice haben Lehrer*innen und Schüler*innen beider Schulen das Theaterstück „Hänsel und Gretel“ bzw. „Janko a Marienka“ einstudiert und aufgeführt.

Ebenfalls die wichtige LVR-Zielgruppe der Menschen mit Behinderungen adressiert auch der sog. Tag der Begegnung, den der LVR seit 1998 ausrichtet und der sich inzwischen zum europaweit größten Familienfest für Menschen mit und ohne Behinderungen entwickelt hat. Da hierzu auch regelmäßig Gäste aus den europäischen Partnerregionen des LVR eingeladen werden, konnte dieses erprobte Veranstaltungsformat für das Thema „Inklusion“ als rheinisches „best practice“-Beispiel erfolgreich in die Region Košice „exportiert“ werden und wird dort unter der Bezeichnung „Brücken ohne Barrieren“ seit einigen Jahren erfolgreich durchgeführt.

Verein zur Förderung von Einrichtungen für Behinderte im Ausland e.V.

Europabezogenes ehrenamtliches Engagement aus der rheinischen Zivilgesellschaft unterstützt der LVR als deutschlandweit größter Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen zudem u. a. dadurch, dass seit der Gründung des sog. Vereins zur Förderung von Einrichtungen für Behinderte im Ausland e. V. im Jahr 2002 die Vereinsgeschäftsführung durch die Verbandsverwaltung erfolgt, seit 2017 durch die zentrale LVR-Europakoordination. Durch Übernahme der Overhead-Leistungen wird eine 100%ige Verwendung des Spendenaufkommens gemäß der Satzungszwecke ermöglicht. Förderschwerpunkt stellt hierbei die Unterstützung von mehreren Einrichtungen für Frauen mit Behinderungen im südlichen Bulgarien dar, die v. a. durch die ehrenamtliche Mitwirkung von u. a. (ehemaligen) LVR-Mitarbeitenden erfolgt. So konnten in den vergangenen 20 Jahren Unterstützungsleistungen im Wert von insgesamt mehreren hunderttausend Euro auf den Weg gebracht werden. Dies gilt v. a. für die sog. LVR-Restcent-Aktion, im Rahmen derer seit weit über zehn Jahren bei allen Interessierten unter den ca. 21.000 LVR-Mitarbeitenden auf freiwilliger Basis die monatlichen Lohn- und Gehaltszahlungen auf „(halb-)glatte“ Euro-Beträge abgerundet (maximal werden 50 Cent in Abzug gebracht) und die sich hieraus ergebenden Cent-Beträge dem Verein zur Förderung von Einrichtungen für Behinderte im Ausland e. V. zur Verfügung gestellt werden, wodurch seitdem insgesamt über 80.000 € zusammengekommen sind.

Eine wertvolle Kontaktvermittlung aus dem Verein heraus zu bulgarischen Kooperationspartnern hat sich zudem für das LVR-Berufskolleg in Düsseldorf ergeben, das dadurch seit 2018 bereits mehrmals einen EU-Erasmus+-geförderten Austausch mit seinen Studierenden der Heilpädagogik erfolgreich beantragen konnte.